Diese 5 Mythen rund ums Trinkwasser aka Leitungswasser halten sich hartnäckig. Wir erklären, warum sie nicht stimmen.

Sehr viele Menschen trinken Leitungswasser. Wer es nicht tut, nennt oft einen der folgenden 5 Gründe:

  1. Kalk/hartes Wasser ist schädlich für die Gesundheit.
  2. Trinkwasser wird aus Abwasser gemacht.
  3. Trinkwasser enthält keine Mineralien.
  4. Trinkwasser enthält Schadstoffe.
  5. Trinkwasser enthält schädliche Keime.

Stimmen diese 5 Aussagen? Nein – und wir erklären Euch auch genau warum es sich um Mythen und nicht um Fakten handelt!

Mythos 1: Kalk/hartes Wasser ist schädlich für die Gesundheit

Wir alle kennen die weiß-grauen Ablagerungen am Wasserhahn oder Duschkopf: Kalk! Trinkwasser aus der Leitung enthält Kalk und der ist nicht schädlich, im Gegenteil. Kalk ist Calciumcarbonat und besteht aus Calcium, Kohlenstoff und Sauerstoff (CaCO3). Es befindet sich in gelöster Form im Trinkwasser. Wenn das Wasser verdunstet, bilden sich Kristalle. So entstehen die besagten Kalkablagerungen, die zwar nervig, aber gesundheitlich völlig unbedenklich sind.
Zusammen mit Magnesium ist Calciumcarbonat für den Härtegrad des Trinkwassers verantwortlich. Der wird in Deutschland mit dem „Grad deutscher Härte“ – kurz dH – angegeben. Die Wasserhärte beschreibt also den Gehalt an Calcium und Magnesium im Leitungswasser.
Je härter das Wasser, desto mehr Calcium und Magnesium sind darin enthalten. Kalkhaltiges Wasser ist gesundheitliches unbedenklich und kann einen positiven Beitrag zu Eurer Mineralversorgung leisten! Das führt uns direkt zu Mythos 2, Trinkwasser enthielte keine Mineralien.

Kalk im Trinkwasser ist gesundheitlich völlig unbedenklich

Schaut Euch zu Kalk im Trinkwasser dieses Video an!

Mythos 2: Trinkwasser enthält keine Mineralien

Viele sagen, dass Trinkwasser keine Mineralien enthalten würde. Das ist falsch. Trinkwasser enthält ja Calcium und Magnesium und auch verschiedene weitere Mineralien wie Kalium und Natrium. Da Trinkwasser aber ein lokales Naturprodukt ist, sind Art und Menge der Mineralien regional unterschiedlich. Welche Mineralien Euer Trinkwasser enthält und wie viel, ist unter anderem von der Geologie des Bodens in Eurer Region abhängig.
Wie hängen Boden und Trinkwasser zusammen? Ganz einfach: Durch den natürlichen Wasserkreislauf. Regenwasser versickert durch den Boden und fließt dabei durch Erd- und Gesteinsschichten. Dabei wird es mit den dort vorhandenen Mineralien angereichert. Aus dem versickerten Wasser wird irgendwann Grundwasser. Wasserversorger gewinnen 2/3 des Trinkwassers hierzulande aus Grundwasser. Bei der Wassergewinnung und -aufbereitung im Wasserwerk bleiben die Mineralien zu einem großen Teil erhalten. Welche Mineralien Dein Trinkwasser in welchen Mengen enthält, erfährst Du bei Deinem Wasserversorger. Für Gelsenwasser-Wasserkunden gibt es die Trinkwasseranalyse.

Trinkwasser erhält verschiedene Mineralien.

Mythos 3: Trinkwasser wird aus Abwasser gemacht

Ein Argument Trinkwasser aus der Leitung nicht zu trinken, ist dass es aus geklärtem Abwasser gewonnen wird. Das ist falsch. Trinkwasser kommt nicht aus einer Kläranlage. Es wird aus Oberflächenwasser oder Grundwasser gewonnen – und zwar lokal in Wasserwerken in Eurer Nähe. Es entstammt dem natürlichen Wasserkreislauf.
Abwasser wird in Kläranlagen gereinigt und dann wieder in Oberflächengewässer /Flüsse und Seen) geleitet. So gelangt es wieder in den Wasserkreislauf.
Bestes Beispiel ist das Trinkwasser aus unserem Wasserwerk Haltern oder den Wasserwerken der Wasserwerke Westfalen an der Ruhr. Für die Gewinnung wird Wasser aus den Oberflächengewässern (Talsperren oder Flüssen) entnommen. Das Oberflächenwasser versickert dann durch Sandfilter ins Grundwasser (= künstliche Grundwasseranreicherung). Dabei werden feste Partikel herausgefiltert, Stoffe adsorbiert bzw. biologisch abgebaut sowie Keime zurückgehalten. Danach fördern Brunnen das angereicherte Grundwasser ins Wasserwerk, wo es weiter zu Trinkwasser aufbereitet wird.
Fachleute unterscheiden grundsätzlich zwischen Rohwasser und Trinkwasser. Ersteres ist das Ausgangsprodukt aus der Natur. Erst durch verschiedene Aufbereitungsstufen im Wasserwerk wird daraus Trinkwasser. In unserem Blogbeitrag “Rohwasser vs. Trinkwasser: Die Aufbereitung macht den Unterschied” erfahrt Ihr Details.

Trinkwasser kommt nicht aus der Kläranlage, sondern das Rohwasser kommt aus dem natürlichen Wasserkreislauf.

Mythos 4: Trinkwasser enthält Schadstoffe

Hierzulande enthält Trinkwasser keine gesundheitsschädlichen Stoffe! Ihr könnt Trinkwasser aus der Leitung bedenkenlos trinken. Warum? Weil es qualitativ den Vorgaben der Trinkwasserverordnung entspricht und das am besten kontrollierte Lebensmittel ist. Trinkwasser darf das Wasserwerk nur verlassen, wenn es der Trinkwasserverordnung entspricht. Die Qualität wird engmaschig überwacht – und zwar vom Rohwasser und vom Trinkwasser. Diese Unterscheidung ist grundlegend:
Rohwässer enthalten Stoffe, die meistens durch uns Menschen in den Wasserkreislauf gelangen. Diese Stoffe, die den strengen Anforderungen der Trinkwasserverordnung nicht entsprechen, müssen bei der Aufbereitung im Wasserwerk reduziert bzw. entfernt werden. Dazu gibt es in jedem Wasserwerken physikalische und chemische Prozesse, wie beispielsweise Filtration, Sedimentation, Flockung, Ozonung, Adsorption oder Desinfektion.
Richtig ist aber: Es ist sehr aufwendig und kostenintensiv, Stoffe, die durch uns Menschen in den Wasserkreislauf gelangen, aus dem Rohwasser zu entfernen. Und der Technik sind Grenzen gesetzt. Damit Trinkwasser qualitativ einwandfrei und bezahlbar bleibt, darf das Rohwasser nicht übermäßig mit Schadstoffen belastet sein. Stoffe, die nicht ins Wasser gehörten, sollten gar nicht erst hineingelangen. Der Schutz der Ressource Wasser muss für uns alle an 1. Stelle stehen!

 

Mythos 5: Trinkwasser enthält schädliche Keime

Mit Mythos Nummer 4 lässt sich auch direkt Mythos Nr. 5 entkräften: Viele glauben, dass Trinkwasser schädliche Keime enthält. Das Ausgangsprodukt Rohwasser enthält tatsächlich Mikroorganismen. Aber durch die verschiedenen Aufbereitungsstufen im Wasserwerk  wird die Konzentration schädlicher Mikroorganismen extrem verringert. Das Endprodukt Trinkwasser enthält also keine gesundheitsschädlichen Keime (Bakterien, Viren, Parasiten oder Pilze)! Trinkwasser ist und bleibt aber ein Naturprodukt, das Mikroorganismen enthält, aber eben keine gesundheitsschädlichen!

Trinkwasser enthält keine schädliche Keime und Schadstoffe.

 


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