Abhorcher Frank Hollmann ist eins unserer „Super-Ohren“ im Team blau-grün. Er sucht versteckte Schäden im Leitungsnetz. Das Abhorchen ist eine gängige Methode, um Leckagen an Wasserrohren zu finden.

Wenn eine Fontäne sprudelt, weiß jeder, wo die Wasserleitung kaputt ist. Doch viele Rohrschäden sind nicht so offensichtlich. Das Wasser versickert ins Erdreich. Ein solches Leck fällt möglicherweise erst durch erhöhten Verbrauch bei der nächsten Wasserrechnung auf. Auch der Kleingärtner Verein Herne Süd e.V. vermutete eine defekte Leitung auf seiner Anlage.
Die Wasserabrechnung und ein ständig laufender Wasserzähler machten den Vorsitzenden Wolfgang Straht stutzig. Die Kontrolle aller Wasseranschlüsse (jeder Kleingarten hat eine eigene Zuleitung) der 159 Parzellen brachte aber keine Erkenntnis.*

Abhorcher Frank Hollmann überprüft eine Leitung auf Leckagen mit der Horchglocke.

Zeit für einen Besuch unseres Kollegen Frank Hollmann. Als Abhorcher spürt er Leckagen auf – mit seinem Gehör. Seine Arbeitsgeräte: elektro-akkustische Abhorchgeräte. Durch den Wasserfluss ins Erdreich entstehen Schwingungen, die vom Boden bis an die Erdoberfläche und entlang des Rohrs übertragen werden. Mit Boden- und Kontaktmikrofonen kann Frank Hollmann die Strömungsgeräusche hören. Je lauter das Geräusch, desto näher ist das Leck. Man nähert sich buchstäblich schrittweise dem Rohrschaden.

Der Abhorcher kontrolliert und überwacht das Rohrleitungsnetz von 1. 500 km (Betriebsdirektion Gelsenkirchen), um entstehende Rohrschäden und Leckagen möglichst früh zu erkennen. Durch die engmaschige Kontrolle aller Leitungen werden Versorgungsunterbrechungen, Schadensausmaß, Wasserverluste und sonstige Unannehmlichkeiten auf ein Minimum reduziert, was schlussendlich zu einer hohen Kundenbegeisterung beiträgt. ?

Mit Taststab und Horchglocke durch die Kleingärten

Mit seinen Abhorch-Instrumenten machte er sich bei den Herner Kleingärtnern auf die Suche. Vereinsvorsitzender Wolfgang Straht vermutete das Leck im Bereich von zwei Wegen, die parallel durch die Kleingartenanlage führen. Viel Arbeit für Frank Hollmann: Mit einem elektronischen Taststab (Kontaktmikrofon) und Kopfhörern horcht er jeden Wasseranschluss auf beiden Seiten des ersten Wegs ab. Dass dabei in den Schächten Spinnen, Kröten und anderes Kleintier seinen Weg kreuzt, stört ihn nicht. „Da gewöhnt man sich dran.“

In einem Schacht am Ende des Wegs hört er dann endlich etwas. Dort hat sich auch Wasser gesammelt. „Das kann, muss aber kein Indiz für einen Leitungsschaden genau an dieser Stelle sein.“ Nach zehn Jahren Abhorchen ist Hollmanns Erfahrungsschatz riesig. Er vermutet das Leck etwas entfernt von dem feuchten Schacht.
Deshalb entscheidet sich der Fachmann vom Team blau-grün, sich auch von der anderen Richtung kommend auf Leck-Suche zu begeben. Dafür steigt er auf die Horchglocke (Bodenmikrofon) um. Schrittweise horcht er sich den Weg entlang. Ein schwaches Geräusch verrät ihm an einer Stelle, dass das Leck nicht so weit weg sein kann. Doch die Geräuschstärke wechselt, so dass er den Ort nicht genau bestimmen kann. Die Geräuschkulisse durch die stark befahrene Straße direkt neben der Kleingartenanlage macht ihm das Abhorchen schwer.

Korrelator hilft bei der Leckage-Ortung

Leckage-Suche mit Korrelation

Ist der Leitungsabschnitt vermessen und sind die Daten im Computer eingegeben, können die Korrelatoren gestartet werden.

Deshalb holt er sich elektronische Hilfe: den Korrelator. Dazu gibt Frank Hollmann zunächst am Rechner einige Daten ein:

  • das Rohrmaterial (PE, Stahl, duktiler Grauguss…)
  • den Durchmesser der Leitung
  • die Messstrecke

Er setzt zwei hochempfindliche Mikrofone etwa 100 Meter voneinander entfernt auf den Leitungsabschnitt, in der das Leck vermutet wird. Die Mikrofone nehmen die Geräusche auf, die vom Leck ausgehen. Per Funk landen die Daten beim Empfänger. Er bestimmt die Laufzeitdifferenz und der Computer errechnet mithilfe der eingegeben Daten die Leck-Position.

Korrelation: rechnergestützte Leckortung an erdverlegten Druckleitungssystemen.

Und tatsächlich: Nach einigen Versuchen ist das Leck gefunden – und die Kleingärtner wissen, wo die Wasserleitung repariert werden muss.
Die Vorteile der Korrelation: Umweltgeräusche und -faktoren (Wetter, Bodenverhältnisse usw.) haben keinen Einfluss auf das Verfahren.

PS: Inzwischen ist die Leitung im Kleingärtner Verein Herne Süd e.V. repariert. „Das Leck war genau an der Stelle“, sagt Wolfgang Straht. ?


* Der „Abhorcher“ ist hauptsächlich in unserem Leitungsnetz unterwegs. Das Abhorchen von „privaten Leitungen“ ist eine kostenpflichtige Dienstleistung, die Gelsenwasser anbietet.

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