Alte Medikamente dürfen nicht über die Toilette entsorgt werden. Über das Abwasser gelangen die Wirkstoffe in den natürlichen Wasserkreislauf und schädigen die Umwelt.

Wir räumen den Badezimmerschrank aus und finden alte Medikamente. Es ist so bequem, die alten Pillen einfach in der Toilette zu entsorgen bzw. die Tiegel im Klo auszuleeren. Deckel auf, Spülung drücken und schon sind die Arzneimittelreste in der Kanalisation verschwunden.
Doch genau das dürfen wir auf keinen Fall tun! Denn über das Abwasser gelangen die Medikamentenrückstände im natürlichen Wasserkreislauf. Der Großteil der Arzneimittel-Rückstände (80-95 %) gelangt durch unsere Ausscheidungen in die Gewässer. Es ist uns als Verbrauchern kaum möglich, das zu vermeiden – schließlich müssen wir auch, wenn wir krank sind und Medikamente nehmen, aufs Klo.
Umso wichtiger ist es zusätzliche, unnötige und unsachgemäße Einträge zu verhindern und alte Medikamente fachgerecht zu entsorgen. Entsorgt alte Arzneimittel im Restmüll oder gebt sie in der Apotheke ab! Beim Umwelt- und Wasserschutz gilt: Vorsorge ist besser als Nachsorge.

Wie genau landen Medikamenten-Rückstände im Wasserkreislauf?

Die Substanzen gelangen über Waschbecken, Spüle, Dusche oder Toilette ins kommunale Abwasser. Viele dieser Stoffe aus Arzneimitteln können von Kläranlagen teilweise oder vollständig herausgefiltert oder abgebaut werden. So landen sie oder durch ihren Abbau entstanden Transformationsprodukte (Metabolite) als Spurenstoffe in unseren Gewässern und in den Wasserressourcen, die wir für die Trinkwassergewinnung nutzen.
Laut Umweltbundesamt wurden bisher mehr als 260 Wirkstoffe aus Arzneimitteln in der Umwelt nachgewiesen.* Über 150 davon in Gewässern. Sie werden allerdings – auch aufgrund der immer besser werdenden Analytik – nur in sehr kleinen Konzentrationen gefunden.

Zu den Arzneimittelwirkstoffen, die in Kläranlagen nicht vollständig herausgefiltert werden können und die in Gewässern nachgewiesen werden, gehören unter anderem:

  • Antibiotika
  • Antiepileptika
  • Analgetika
  • Betablocker
  • Röntgenkontrastmittel
  • Diuretika
  • Antidiabetika
  • Hormone

Warum sind die Arzneimittelrückstände für Menschen nicht gefährlich?

Experten aus Wissenschaft, Forschung und Medizin sehen derzeit keine Gesundheitsgefahr durch die Medikamenten-Rückstände im Wasser. Die Konzentrationen, in denen die Rückstände nachgewiesen werden, sind extrem gering und liegen weit unter den therapeutischen Dosierungen. Außerdem kommen Menschen selten länger in Kontakt mit Oberflächenwasser und wir trinken es auch nicht.
Anders sieht es für Pflanzen und Tiere aus, die den Stoffen dauerhaft „ausgeliefert“ sind. Zum Beispiel Fische. Studien zeigen, dass Hormone in Gewässern das Geschlecht beeinflussen können. Solche Entwicklungen hemmen die Fortpflanzung der betroffenen Fischarten.

In der Human- und Veterinärmedizin werden in Deutschland derzeit rund 3.000 unterschiedliche Wirkstoffe in über 9.000 Präparaten verwendet.
Quelle: DVGW

Warum besteht kein Risiko durch den Trinkwasser-Konsum?

Trinkwasser ist ein Naturprodukt und wird aus Oberflächenwasser oder/und Grundwasser gewonnen. Durch die Aufbereitung mit mehreren Reinigungsstufen im Wasserwerk werden solche Stoffe herausgefiltert. Deshalb werden im Trinkwasser bis auf wenige Ausnahmen keine Arzneimittelrückstände gefunden.

Arzneimittel als Gefahrenquellen für Wasserqualität

Quelle: BDEW-Kundenbarometer Wasser 2021


AUCH INTERESSANT
Spurenstoffe im Wasser
Künstliche Grundwasseranreicherung im Wasserwerk Haltern
Die Halterner Sande
Rohwasser versus Trinkwasser

LINKS
Arzneimittelentsorgung
Umweltbundesamt
BDEW Pressemitteilung

Teilen: