Wehre haben eine wichtige Funktion für das Talsperren-System. Unser Talsperrensystem in Haltern beinhaltet fünf Wehranlagen, die unser Team blau-grün instand halten muss. Derzeit wird ein Schlauchwehr saniert.

Umgangssprachlich ist mit „Talsperre“ ein Stausee gemeint. Aus technisch-fachlicher Sicht steht der Begriff aber für das Talsperrensystem, zu dem neben dem Stausee als Stauraum diverse Anlagen gehören, z.B. Absperr- und Entnahmebauwerk, Hochwasserentlastungsanlage und Wehre. Hinter dem Begriff steckt also ein komplexes System, mit dem ein Fließgewässer aufgestaut wird, z.B. zum Hochwasserschutz oder zu Wassergewinnung.

Die Wehre und ihre Funktionen im Überblick

Wehre sind essentieller Bestandteil eines Talsperrenssystems. Sie sperren den Zufluss oder Abfluss eines Gewässers auf seiner ganzen Breite ab. Unser Talsperrensystem in Haltern beinhaltet fünf Wehranlagen, deren Einsatz abhängig von der „Fahrweise“ der Wassergewinnungsanlagen im Wasserwerk Haltern ist.

1. Schlauchwehr Hullern

Das Schlauchwehr Hullern fungiert als Vorsperre und sorgt bei abgesenktem Wasserstand in der Talsperre Hullern für einen gleichmäßigen Wasserstand im Oberlauf der Stever. Es sichert, dass der Wasserspiegel im Fluss nicht zu weit fällt, auch wenn der Stauspiegel in der Talsperre aus wasserwirtschaftlichen Gründen abgesenkt wird. Bei abgesenktem Wasserstand im See fließt das Wasser, aus der Stever über eine befestigte Rampe in den Stausee.

Das Schlauchwehr An der Talsperre Hullern

Das Schlauchwehr regelt den Zufluss der Stever in die Talsperre Hullern.

Derzeit wird das Schlauchwehr saniert, weshalb der Wasserstand der Talsperre Hullern stark absenkt wird. Mehr dazu erfahrt Ihr auf der Gelsenwasser-Website.

2. Wehranlage Heimingshof

Das Segmentwehr am Auslauf der Talsperre Hullern regelt den Zulauf in die Zwischenstever und damit die Stauhöhe der Talsperre Hullern. Der Leitstand im Wasserwerk Haltern kann den Abfluss durch die auf dem Segmentwehr aufgesetzte Klappe steuern. Eine angeschlossene Pumpanlage ermöglicht das Überpumpen des Stauseewassers in die Zwischenstever. Diese ermöglicht die bedarfsgerechte gezielte Inanspruchnahme des im Hullerner See gestauten Wasservolumens und stellt einen permanenten Durchfluss in der Zwischenstever sicher.

Wehr am Heimingshof

Das Wehr am Heimingshof regelt den Zufluss aus der Hullerner Talsperre in die Zwischenstever.

3. Wehranlage Antoniusbrücke

Das Segmentwehr an der Antoniusbrücke regelt den Auslauf der Zwischenstever und damit den Einlauf des Wassers in die Talsperre Haltern. Vergleichbar dem Schlauchwehr am Hullerner Stausee besteht seine Funktion darin, einen Mindestwasserstand in der Zwischenstever zu gewährleisten, wenn der Halterner Seespiegel abgesenkt wird.

Das Wehr an der Antoniusbrücke regelt den zufluss der Zwischenstever in die Talsperre Haltern.

Das Wehr an der Antoniusbrücke regelt den zufluss der Zwischenstever in die Talsperre Haltern.

4. Walzenwehr

Das Walzenwehr dient der Steuerung des Auslaufs der Talsperre Haltern in die Unterstever. Das maximale Stauziel der Talsperre Haltern liegt gemäß Staurecht bei 39,40 m ü. NHN. Unsere Kollegen im Leitstand des Wasserwerk Halterns können die Stauhöhe steuern.
Erbaut wurde das Walzenwehr 1929 mit zwei jeweils 20 m langen Eisenwalzen, die elektrisch oder manuell gehoben oder abgesenkt werden können.

Das Walzenwehr regelt den Zufluss zwischen dem Nordbecken und dem Südbecken der Talsperre Haltern.

Das Walzenwehr regelt den Zufluss zwischen dem Nordbecken und dem Südbecken der Talsperre Haltern.

5. Wehranlagen Stadtmühlenbucht

In der Stadtmühlenbucht werden die beiden Einläufe des Mühlenbachs in die Talsperre Haltern mit heb- und senkbaren Schützenplatten reguliert. Wie beim Schlauchwehr am Hullerner See oder dem Wehr Antoniusbrücke besteht ihre Aufgabe darin, bei fortschreitender Entleerung der Halterner Talsperre einen Mindestwasserstand im Mühlenbach zu gewährleisten.

Das Wehr an der Stadtmühlenbucht regelt den Zufluss des Mühlenbachs in die Talsperre Haltern.

Das Wehr an der Stadtmühlenbucht regelt den Zufluss des Mühlenbachs in die Talsperre Haltern.

Es gibt verschiedene Bauformen von Wehren

Es gibt grundsätzlich zwei Bauformen: feste und bewegliche Wehre.

  1. Feste Wehre werden aus einem starren Staukörper errichtet, der das Wasser aufhält. Dabei wird u.a. zwischen Grundwehren und Überfallwehren unterschieden: Grundwehre können komplett überspült werden; ein Überfallwehr wird hoch erbaut und das Wasser fällt über das Wehr. Feste Wehre haben keine Steuerungs- bzw. Regelungsorgane für den Staukörper. Eine Sonderform sind Heberwehre, bei denen das gestaute Wasser ab einer bestimmten Stauhöhe abgelassen werden kann, z.B. zum Hochwasserschutz.
  2. Bewegliche Wehre – wie Schütze, Segment- oder Walzenwehre – ermöglichen dagegen ein gezieltes Stauen und Ablassen des Wassers. Es kann darüber und darunter strömen.

Schlauchwehre wie das an der Talsperre Hullern sind eine Sonderform: Ein mit Luft oder Wasser gefüllter Schlauch an der Gewässersohle kann bei Bedarf entleert werden, wodurch das Wasser schnell abfließen kann.

Der Bau des Walzenwehrs an der Talsperre Haltern 929.

Der Bau des Walzenwehrs an der Talsperre Haltern 1929.

Wehre werden genutzt, um

  • Trinkwasser zu gewinnen
  • Energie über Wasserkraftwerke zu erzeugen
  • den Grundwasserspiegel in einer Region zu stabilisieren
  • Fließgewässer zu beeinflussen (Fließgeschwindigkeit oder Durchflussmenge, z.B. um Flüsse schiffbar zu machen)
  • Regionen vor Hochwasser zu schützen
  • Abwassersysteme zu entlasten

Schon gewusst?
Die ersten Wehre wurden bereits vor ca. 5000 Jahren von den Ägyptern am Nil gebaut.

Die Wehre an den Talsperren Haltern und Hullern.

Die Wehre an den Talsperren Haltern und Hullern.

 

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Sanierung des Schlauchwehrs an der Talsperre Hullern

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