Gunda Röstel spricht über die Wasserver- und Abwasserentsorgung. Anlass für die aktuelle GLASKLAR-Folge ist ihr Amtsantritt als BDEW-Vizepräsidentin Wasser & Abwasser.
Gunda Röstel spricht mit unserem Kollegen Dr. Arnt Baer über die Erwartungen an die Politik mit Blick auf heutige und zukünftige Herausforderungen der Wasserwirtschaft. Die Geschäftsführerin der Stadtentwässerung Dresden wirkt seit mehr als zwanzig Jahren in Verbandsgremien der Branche mit. Es sei ihr ein wichtiges Anliegen, gute gesetzliche Bedingungen im Sinne der Umwelt, der Wasserwirtschaft und der Unternehmen zu schaffen.
Seit jeher schätze sie den kooperativen und partnerschaftlichen Dialog mit der Politik. Sie freue sich über die Anerkennung, die Arbeit nun an der Verbandsspitze fortzusetzen. Wasser, unser Lebensmittel Nummer 1, hätte einen großen Einfluss auf so viele Bereiche des Lebens wie z.B. Landwirtschaft, Lebensmittel, Gesundheit oder Wirtschaft. „Ohne Wasser geht einfach gar nichts“, fasst sie es zusammen.
Sie verliert dabei nicht den globalen Blick auf das Trinkwasser. Als stellvertretende Vorsitzende im Rat für Nachhaltige Entwicklung betont Röstel, dass der Zugang zu sauberem Trinkwasser, aber auch der Zugang zu sanitären Einrichtungen weltweit messbar verbessert werden müsse und bezieht sich damit auf das sechste Nachhaltigkeitsziel der Vereinten Nationen (SDG).
Erweiterte Herstellerverantwortung mit der kommunalen Abwasserrichtlinie
Im Herbst wird die Reform der Kommunalen Abwasserrichtlinie (KARL) erwartet. Der Entwurf enthält zahlreiche Neuerungen, von verschärften Grenzwerten in der Nährstoffelimination über verpflichtende Klimaschutzmaßnahmen bis hin zur erstmaligen Umsetzung der vierten Reinigungsstufe auf der einen und des Verursacherprinzips auf der anderen Seite. Die Chefin der Dresdner Stadtentwässerung begrüße diese notwendige Lenkungswirkung, um eine Reduzierung von Spurenstoffen zu erreichen und die Umwelt zu schützen. Es sei richtig, die Hersteller mehr in die Verantwortung zu nehmen, ein echter Meilensteil. Sie erhoffe sich eine Transformation der Grundstoffindustrie – vor allem mit Blick auf die Arzneimittel-Produzenten – für eine nachhaltige Entwicklung. Die Wasserwirtschaft dürfe nicht als Reparaturbetrieb verkommen.
Hochwasser und Dürreperioden vorbeugen
Klimatische Veränderungen erforderten einen unsichtigeren Umgang mit der Ressource Wasser und mehr Bewusstsein für dessen Extreme, Flut und Dürre. In der Nationalen Wasserstrategie seien gute Maßnahmen enthalten, um den naturnaturnahen Wasserhaushalt wieder herzustellen oder die Flächen gewässerverträglich zu nutzen, so Röstel. Das bekannte Problem zunehmender Versiegelung in den Städten und gewerblicher oder landwirtschaftlicher Flächennutzung müsse mit Blick auf unsere Grundwasserkörper ernster genommen werden. Auch müsse man sich rechtzeitig mit dem Thema Nutzungskonflikte im Bereich der Wasserversorgung auseinandersetzen und das Infrastruktursystem anpassen und zum Beispiel mit Fernleitungen aufrüsten.
Gunda Röstel beantwortet im Gespräch mit Arnt Baer auch diese Fragen:
- Wie gelingt eine Beschleunigung für den Bau der notwenigen Wasserinfrastruktur?
- Kann die erweiterte Herstellerverantwortung auch auf die Wasserwirtschaft übertragen werden?
- Wie ist das Verhältnis zwischen der Wasser- und Landwirtschaft?
Sie berichtet auch über ihre Arbeit im Wasserstoffrat und ihre Sicht auf die dort behandelten Fokusthemen Infrastruktur, Finanzierung und die europäische Zusammenarbeit.
Das spannende Themenfeld Kreislaufwirtschaft und Fragen zum Umgang mit den eigenen Ressourcen – gerade in Zeiten des Russischen Angriffskriegs – würden zurzeit verstärkt im Rat für nachhaltige Entwicklung diskutiert.
Gunda Röstel studierte Sonderpädagogik an der Universität Rostock. Zunächst arbeitete sie als Lehrerin, später als Schulleiterin. Nach zunächst ehrenamtlich politischem Engagement als Mitglied im Kreistag und im Landesvorstand Sachsen von Bündnis 90/Die Grünen wechselte sie von 1996 – 2000 hauptamtlich als Parteivorsitzende nach Bonn bzw. Berlin. Seit 2000 ist sie Prokuristin der GELSENWASSER AG. Bei der Stadtentwässerung Dresden GmbH verantwortet sie seit 2004 die kaufmännische Geschäftsführung. Ihre Tätigkeit als langjährige Vorstandsvorsitzende beim einzigen international tätigen deutschen Wasserverband German Water Partnership und im Hochschulrat der TUD, als Mitglied im Nationalen Wasserstoffrat und als stellvertretende Vorsitzende im Rat für Nachhaltige Entwicklung, kennzeichnen ihr ehrenamtliches Engagement. Seit Juni 2024 ist Gunda Röstel neue BDEW-Vizepräsidentin Wasser/Abwasser beim BDEW.
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© Stadtentwässerung Dresden
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Zeitmarken zur Orientierung (in Minuten)
4:20: Gunda Röstel stellt sich und ihre Arbeit vor
12:30: Ihre Sicht auf Wasser deutschland- und weltweit
17:00: Verhältnis Wasserwirtschaft zu Landwirtschaft
25:22: Kommunale Abwasserrichtlinie und PFAS
44:00: Umgang mit Hochwasser und Dürre
58:00: Abschlussfrage an Gunda Röstel: Welche Frage hätte sie gerne glasklar beantwortet?