Im Podcast mit Sibylle Stippler, Leiterin des Clusters Berufliche Qualifizierung und Fachkräfte beim Institut der Deutschen Wirtschaft, spricht sie mit Dr. Arnt Baer über die Fachkräftelücke in der Versorgungswirtschaft.
Die Expertin für Personalthemen zeigt im Gespräch den branchenspezifischen Handlungsbedarf auf und erläutert praxisnahe Möglichkeiten für die Personalsuche. Das Interview ist die Fortsetzung und Vertiefung des Videocasts vom Frühjahr dieses Jahres.
Mehr offene Stellen als Fachkräfte
Anhand der IW-Fachkräftedatenbank und Unternehmensbefragungen beschreibt Stippler, wo und welche Stellen fehlen. Insgesamt ginge die Fachkräftelücke zwar ein wenig zurück, das Grundproblem bleibe aber bestehen: der demografische Wandel. Sie gibt an, dass rund 80.000 Fachkräfte sowie Expertinnen und Experten in der Gas- und Wasserwirtschaft fehlen. Insgesamt in Deutschland über alle Berufe hinweg seien es rechnerisch sogar 570.000 Stellen, die unbesetzt bleiben.
Stippler berichtet ebenso über die Beschäftigung von Zugewanderten in Deutschland. Laut Zahlen der Bundesagentur für Arbeit steige der Anteil von Migrantinnen und Migranten vor allem in handwerklichen Jobs, in denen Deutschkenntnisse nicht unbedingt Voraussetzung und entscheidend seien. Arbeitskräfte würden zunehmend besser integriert. Ausbaufähig sei die schleppende Visa-Vergabe. Außerdem müsse der deutsche Arbeitsmarkt attraktiver werden.
Traditionelle Rollenbilder halten sich
Trotz steigendem Frauenanteil in MINT-Berufen seien Frauen in diesen Fachbereichen weiterhin unterrepräsentiert. Und ebendiese Berufe wie Installateure, Techniker oder Maschinenbauer seien in der Versorgungswirtschaft gefragt. Um das Potential der Frauen in diesen Bereichen besser zu nutzen, wünsche sich Stippler mehr geschlechterneutrale Berufsorientierung.
Sie rät Unternehmen weiterhin, mehr Sichtbarkeit und Präsenz auf dem Ausbildungs- und Arbeitsmarkt zu zeigen. Eine gepflegte Website, Arbeitgeberbewertungsportale und die sozialen Medien seien wichtige Kanäle, viel wertvoller seien persönliche Kontakte auf Ausbildungsmessen oder Schulkooperationen. Auch müsse man auf einem Arbeitnehmermarkt seine Anforderungen für Einstellungen möglicherweise überdenken und den Bewerbern Benefits bieten, beispielsweise eine Umzugshilfe
Auf die Kultur kommt es an
Die Personalexpertin betont auch, welche Werte Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer an ihrem Arbeitsplatz schätzen. Neben dem Gehalt stehe Sicherheit des Jobs und eine Sinnhaftigkeit ganz oben auf der Wunschliste. Auch die Vorbildfunktion der direkten Führungskraft sei nicht zu unterschätzen. Mitarbeitende in Teilzeitmodellen sollten ebenso Wertschätzung erfahren und Perspektiven aufgezeigt bekommen. Unternehmen würden generell punkten, wenn die Umgebung stimmt: Angenehme Kollegen, gute Vorbilder, Raumatmosphäre und Flexibilitäten.
Sibylle Stippler ist Diplom-Kauffrau und hat außerdem einen Studiengang in PR und Kommunikation absolviert. Sie arbeitet seit 2004 beim Institut der deutschen Wirtschaft in Köln, seit 2022 als Leiterin des Clusters Berufliche Qualifizierung und Fachkräfte. Sie betreut als Teamleiterin das Kompetenzzentrum Fachkräftesicherung (KOFA) und ist Gastgeberin vom Personal-Podcast “KOFA auf dem Sofa”
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03:30: Sibylle Stippler über das IW und ihren Podcast
06:35: Fachkräftelücke in der Versorgungswirtschaft
12:15: Frauenanteil
15:05: Matching Problem
23:20: Führungs- und Unternehmenskultur
28:20: Präsenz & Gesehen werden
40:00: Flexibilitäten