Die Bäume in unseren Städten leiden bei langer Trockenheit und hohen Temperaturen. Mit dem Projekt „Gießkannenheld:innen“ sollen Stadtbäume in Gelsenkirchen immer genug Wasser bekommen.

Die urbanen Lebensbedingungen sowie die Folgen des Klimawandels setzen den Stadtbäumen zu. In Gelsenkirchen genauso wie in anderen Städten und Kommunen. Vor allem wiederholt lange Trockenheit, wie es sie seit 2018 mehrfach gab, beeinträchtigt die Gesundheit der Bäume. Experten sprechen von Trocken- und Wärmestress als Folge der Klimakrise. Bei vielen Bäumen sind die Schäden dadurch so groß, dass sie sogar gefällt werden müssen, damit sie keine Gefahr für die Stadtbewohnende darstellen.
Weniger Bäume in der Stadt – das ist gar nicht gut. Denn Bäume sind existenziell. Sie erfüllen lebenswichtige ökologische Funktionen, zum Beispiel als Schattenspender, Sauerstoffproduzenten, Klimaanlage, Luftfilter, Lärmreduzierer und Lebensraumsspender.
Und sie haben eine zentrale Rolle, wie wir in Städten nachhaltiger leben können.

Darum haben es Bäume in der Stadt schwer

Doch ausgerechnet in unseren Städten sind die Lebensbedingungen für Bäume besonders hart.
Die Böden sind stark verdichtet, asphaltiert oder gepflastert. Die darunter liegenden Unterbauten und Versorgungsleitungen machen es schwer Wurzeln zu schlagen. Die Bäume können sich daher über die Wurzeln nur unzureichend mit Sauerstoff, Wasser und Nährstoffen versorgen; sie wachsen schlechter und sind weniger widerstandfähiger, zum Beispiel gegen Krankheiten und Schädlinge. Stadtbäume haben nicht nur nach unten zu wenig Platz, auch oberhalb rundherum: Oft sind die so genannten Baumscheiben zu klein, sie werden stark beschnitten um Verkehr, Lichteinfluss oder Gebäude zu behindern.
Durch die dichte, hohe Bebauung und den hohen Grad der Versiegelung bekommen Bäume in Städten weniger Licht, zu wenig Wasser und stehen oft unter Wärmestress.

Bäume in der STadt haben oft viel zu wenig Platz

Viele Bäume in Städten haben nicht genug Platz. Zudem macht ihnen die extreme Versiegelung Probleme. © AdobeStock / #509304581

Und: Leider behandeln wir unsere Stadtbäume nicht immer gut. Beschädigungen sind an der Tagesordnung, auch durch Bauarbeiten, Unfälle oder Unachtsamkeit im Alltag. Müll, Hundekot, Streusalz und andere schädliche Einflüsse machen den grünen Oasen zusätzlich zu schaffen.

So viele Bäume gibt es in Gelsenkirchen

In Gelsenkirchen stehen laut GELSENDIENSTE 26.000 Straßenbäume sowie rund 100.000 weitere Bäume in den Parks und Grünanlagen, also rund 126.000 Bäume insgesamt. Dazu kommen die städtischen Waldflächen.
Die meisten Straßenbäume stehen übrigens in den Stadtteilen Buer, Feldmark, Altstadt, Schalke und Bulmke-Hüllen. Die meisten Straßenbäume sind Ahornarten (ca. 5.000), danach kommen Lindenarten (ca. 4.700) und Platanen (ca. 4.500). Die drei Arten machen zusammen über die Hälfte des gesamten Bestandes in der Stadt Gelsenkirchen aus.*
*Quelle: GELSENDIENSTE

Zum Vergleich
In Berlin stehen 433.000 Straßenbäume, in Hamburg 250.000.

Es gibt übrigens Bäume, die aufgrund ihres Alters, ihrer Schönheit oder Seltenheit als Naturdenkmäler gelten. So gibt es Gelsenkirchen (siehe Wikipedia) Bäume die über 300 Jahre alt sind, zum Beispiel Eiben im Schlosspark Berge in Buer oder eine Platane in Ückendorf.
Die Stadt Gelsenkirchen führt ein digitales Straßenbaumkataster mit Informationen zu jedem einzelnen Baum.

So viele Bäume gibt es in Gelsenkirchen

Das passiert, wenn Bäume nicht genug Wasser zur Verfügung haben

Bleiben Niederschläge über einen längeren Zeitraum aus, leiden Stadtbäume besonders. Ihre Wurzeln sind nicht so tief und weit. Zudem gelangt durch die Versiegelung weniger Wasser in den Boden, auf das sie zurückgreifen können. Wassermangel macht sich bei ihnen daher schneller bemerkbar.

1. Druckabfall
Als erstes fällt der Druck, mit dem ein Baum Wasser von den Wurzeln in die Blätter transportiert. Als Folge hängen seine Blätter. Daraufhin schließt der Baum die Spaltöffnungen (Stomata) seiner Blätter, damit sie weniger Wasser verlieren. Dadurch nimmt er aber auch weniger Kohlendioxid auf: die Photosytheseleistung sinkt.

2. Laufabwurf
Der Baum wirft Früchte und Blätter ab, um Wasser zu sparen.

3. Astabwurf
Bleibt es weiter trocken, wird der Baum auch Äste ab.

4. Gasblasen
Sinkt der Druck weiter durch Wassermangel, bilden sich Gasblasen, die den Wassertransport bis in die Krone zusätzlich einschränken. Das passiert durch das Reißen von Wasserfäden; dabei schwingen die Gefäßwände und erzeugen Töne, die mit einem Stethoskop hörbar sind.

Gefährlich wird es für die Bäume, wenn die Wasserleitfähigkeit unter 40 Prozent sinkt. Ab diesem exakten Grenzwert stirbt der Baum, sagt die Wissenschaft.
Wassermangel wirkt sich aber auch mittel- und langfristig auf den Baum aus. Er bildet im nächsten Jahr verkürzte Triebe, weniger Blätter und wächst weniger. So bleibt er auch in der Folgezeit deutlich anfälliger für Schädling, Kälte, Hitze, erneuten Wassermange und andere äußere, schädliche Einflüsse.

Gießkannenheld:innen: So helfen wir alle gemeinsam den Bäumen in unserer Stadt

Das Projekt „Gießkannenheld:innen“ gibt es schon in Essen und jetzt auch in Gelsenkirchen. Dabei sorgt ein Netzwerk aus acht Projektpartner*innen dafür, dass ehrenamtliche Baumpaten*innen möglichst viele Stadtbäume auf einfachem Wege bewässern können. Dafür werden Wassertanks an Regenfallrohre von privaten und öffentlichen Gebäuden, wie z.B. Schulen und Kitas, angeschlossen. Die 1.000 Liter großen IBC-Container werden kostenfrei platziert, montiert und per Schenkungsurkunde überreicht. So werden öffentliche Einrichtungen, aber auch private Häuser zu „Platzschenkern“. Gleichzeitig werden Gießkannen verteilt. So können alle ehrenamtlich in ihrer Umgebung die Stadtbäume bewässern. In der Baum-App für Gelsenkirchen kann man nachschauen, welche Bäume Wasser brauchen.
Mehr dazu erfahrt Ihr auch hier.

DAs Projekt Gießkannenheld:innen ist in Gelsenkirchen gestartet

Gelsenkirchens Oberbürgermeisterin Karin Welge hat die Schirmherrschaft für das Projekt “Gießkannenheld:innen” übernommen. © Ehrenamtsagentur Gelsenkirchen

5 Tipps blau-grün: Straßenbäume in der Stadt richtig gießen

  1. Am besten morgens früh vor Sonnenaufgang oder abends nach Sonnenuntergang gießen. Dann ist der Boden auf aufnahmefähigsten.
  2. Einmal pro Woche ein bis drei Eimer Wasser pro Baum. Ein Straßenbaum braucht rund 9 bis 15 Liter Wasser am Tag, ja nach Alter und Größe. An heißen Tagen werden mindestens 50 Liter, besser 80 bis 100 Liter empfohlen. Nach oben gibt es keine Grenze.
  3. Langsam anfeuchten, damit das Wasser versickern kann. Dann nachgießen. Nur so kann das Wasser auch in tiefere Bodenregionen versickern. Ist der Boden sehr trocken, sollte der Boden erst aufgelockert werden.
  4. Achtet auf junge Bäume, sie sind noch besonders empfindlich.
  5. Fangt Regenwasser auf, um die Bäume zu gießen.

 

LINKS
Ehrenamtsagentur GE
Pressemitteilung dazu
Baum-App Gelsenkirchen für Android
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Stadt Gelsenkirchen

FOTOS
Wenig Platz für den Baum in der Stadt: © AdobeStock / #509304581
Grüne Oase: © AdobeStock / #268159377
Gießkannenheld:innen: © Ehrenamtsagentur Gelsenkirchen

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