120 Liter – so viel Trinkwasser verbraucht im Durchschnitt jeder Deutsche täglich. 1990 waren es noch 147 Liter. Seitdem ist der durchschnittliche Wasserverbrauch immer gesunken – von 133 Litern 1994 auf 125 Liter im Jahr 2004 und eben auf besagte 121 Liter 2014. Doch Wassersparen bedeutet nicht automatisch, Kosten zu vermeiden.
Nicht das Wasser ist teuer, sondern die Infrastruktur
Also haben alle kräftig Wasser gespart in den vergangenen fast drei Jahrzehnten. Nur, Geld gespart wurde so nicht. Bloß warum?
Ganz einfach: Viele denken, wenn sie Wasser sparen, vermeiden sie auch Kosten. Doch das ist ein Trugschluss. Denn der Rohstoff Wasser an sich kostet nichts. Die Wassermenge auf der Erde ist immer gleich. Dafür sorgt der natürliche Wasserkreislauf.
Die Kosten entstehen, wenn das Wasser für die öffentliche Trinkwasserversorgung genutzt werden soll, sprich, wenn Trinkwasser gewonnen wird. Dazu muss die passende Infrastruktur geschaffen werden, vom Wasserwerk, über das Leitungsnetz bis hin zum Hausanschluss. Und diese muss dann ständig betrieben und gepflegt werden! Die Kosten für den Betrieb und die Anlagen sind größtenteils unabhängig vom Verbrauch. Egal wie viele Kubikmeter Wasser durch das Rohr hindurchfließen – die Kosten, das Rohr zu legen und zu erhalten, bleiben gleich (hoch). Das heißt, die meisten Kosten sind Fixkosten! Verbraucht man dann weniger Wasser, entsteht das Problem, dass die Kosten für das gesamte System auf weniger Zahler verteilt werden – und die müssen deshalb tiefer in die Tasche greifen.
Schon gewusst?
In Deutschland stehen 188 Milliarden Kubikmetern Trinkwasser jährlich zur Verfügung. Nur 17 Prozent davon werden genutzt!
Wassersparen, ist aus hygienischen Gründen ein Problem
Dazu kommt, dass bei weniger Verbrauch höhere Kosten im Betrieb anfallen können. Denn Wasser muss fließen. Es ist gar nicht gut, wenn Wasser tagelang in Leitungen steht und sich erwärmt. Dann müssen die Rohre im Extremfall von den Wasserversorgern gespült werden – und auch das verursacht Kosten. Wie jede Infrastruktur sind Leitungsnetze für eine lange Zeit gebaut. Mit jedem Neubaugebiet und Gewerbegebiet wächst auch das Rohrnetz.
GELSENWASSER hat mehr als 8.000 Kilometer Leitungen in Betrieb. „Da sind Wartung und Instandhaltung ein Muss“, bestätigt Fachfrau Eva Lucia Kröger, die den Bereich Wasserverteilung leitet. „Unsere Mitarbeiter arbeiten ständig daran und sichern die einwandfreie Qualität des Trinkwassers auf dem manchmal sehr langen Weg vom Wasserwerk bis zum Kunden.“
Wasserversorgungseinrichtungen können ganz schön alt werden. „Es gibt sogar Leitungen in den Rohrnetzen, die älter als 100 Jahre sind. Unsere ältesten Leitungen stammen aus dem vorletzten Jahrhundert“, weiß Kröger. „Irgendwann hat aber jede Technik und jedes Material seine endgültige Nutzungsdauer erreicht. Deswegen müssen wir ständig in die Wasserwerke und das Wassernetz investieren, um auch in Zukunft einwandfreies Trinkwasser rund um die Uhr zur Verfügung stellen zu können.“
Das bedeutet, dass eine Trinkwasserversorgung mit hohem Standard nicht ohne finanziellen Aufwand machbar ist!
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Experten-Interview
Trinkwasserqualität
Fotos: © GELSENWASSER
Sehr geehrte Frau Roszinsky,
ich bin äußerst froh, dass ich diesen Artikel gefunden habe. Warum? Weil mir dieser Zusammenhang, den Sie bemerkenswert analytisch und klar beschrieben haben, nicht in diesem Ausmaß bewusst war. Und ich bin immer froh, wenn ich Neues erfahre und somit meinen Horizont erweitern kann. Wie sagt man so schön: Man lernt im Leben nie aus! Wie wahr diese Worte, besonders in den Zeiten der Informationsflut, wo Selektion kaum noch möglich wird. Aber das ist ein anderes Thema, welches zu einer anderen Zeit diskutiert werden kann.
Es geht um den Zusammenhang zwischen Wasser- und Kostensparen. Ehrlich: Ich dachte, wenn ich Wasser spare, kann ich auch Kosten sparen. Aber logisch! Die Infrastruktur, die uns das saubere Wasser erst ermöglicht, kostet. Wichtig ist bei der Debatte ist, dass wir trotzdem weiterhin Wasser sparen (allein der Umwelt wegen), aber uns klar machen müssen, dass “Trinkwasserversorgung mit hohem Standard nicht ohne finanziellen Aufwand machbar ist(…)” (Zitat aus dem Artikel). Und genau das, konnte der Artikel in seiner brillanten Weise deutlich machen. Infrastruktur ist einfach teuer. Das ist einfach so. Wer hat schon mal ein Haus gebaut? Meiner Meinung ein tolles Beispiel zu zeigen, dass sowohl die Anschaffungskosten als auch die Wartungs- und Instandhaltungskosten hoch sind. Es kostet viel, wenn man es baut, und es kostet viel, wenn man es benutzt. Wie bei der Wasserversorgung. Im Gespräch mit meinem Schwager, der kurz davor ist sein eigenes Haus zu erbauen, konnte ich Einblick erhalten, was Hausbau alles bedeutet. Sowohl finanziell als auch organisatorisch. In diesem Zuge habe ich auch zum ersten Mal was von Betonsägen oder Fugenschneiden gehört. Spannende Begriffe. Im Zusammenarbeit mit http://www.bohrtechnik-westerwald.de/ sind solche Begriffe Alltag und notwendig, um das Haus so zu gestalten, dass die Vorstellungen und Erwartungen befriedigt werden. Da könnte ich mich auch noch ein bisschen intensiver informieren.
Aber wie gesagt: toller Artikel. Vielen Dank!
Mit freundlichen Grüßen
Malte P.
Hallo Malte,
vielen Dank für das Lob! Falls Sie noch Fragen zu dem Thema haben, können Sie sich jederzeit gerne an uns wenden. Ich freue mich, dass Ihnen der Beitrag gefallen hat.
Viele Grüße
Auch bei uns stand das Wasser tagelang in der Leitung. Wir haben dann Betonsägearbeiten durchführen lassen. Haben auch einiges durchlafen lassen, da das Wasser zu stark erwärmt war.