Beim Green Hydrogen Summit diskutierten Entscheidungsträger*innen aus Regierungen, der Energiebranche und Finanzsektor Strategien für die Dekarbonisierung des Energiesystems mithilfe von grünem Wasserstoff.
Dr. Arnt Baer, Leiter Politik und Verbände, vertrat auf internationaler Bühne die Position von Gelsenwasser zur Erzeugung und zum Transport von grünem Wasserstoff.
Klimaziele als Triebfeder für grünen Wasserstoff
Die Produktion von grünem Wasserstoff sei stark abhängig von der wirtschaftlichen Belastung der Stromerzeugung im jeweiligen Land. Nach dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts zum Klimaschutzgesetz sind die deutschen Klimaziele wenige Monate vor der Bundestagswahl nachgeschärft worden. Bis 2045 soll Deutschland vollständig klimaneutral sein, also fünf Jahre früher als bislang geplant. Außerdem wurden neue Sektorziele festgelegt (siehe Tabelle).
Zulässige Jahresemissionsmengen in Mio. Tonnen CO2-Äquivalent bis 2030
Sektor | Bislang | Aktuell |
Energie | 175 | 108 |
Industrie | 140 | 119 |
Verkehr | 95 | 85 |
Gebäude | 70 | 67 |
Landwirtschaft | 58 | 56 |
Der Druck wächst. Fossile Energieträger würden derzeit 85 % des Primärenergieverbrauchs ausmachen. Diese müssten in den nächsten Jahren nach und nach durch klimafreundliche Alternativen ersetzt werden. Dr. Arnt Baer dazu:
Der Fokus darf nicht allein auf der Elektrifizierung liegen. Neben den Erneuerbaren ist grüner Wasserstoff und dessen Einsatz in allen Sektoren entscheidend zur Erreichung der Klimaziele.
Wasserstoff vor Ort – Verteilnetze ertüchtigen
Grüner Wasserstoff und klimaneutrale Gase würden sich durch ihre gute Speicherbarkeit, Transportierbarkeit und somit auch Importfähigkeit auszeichnen. Arnt Baer berichtet von Initiativen und Projekten deutscher Verteilnetzbetreiber, die eine Perspektive für die bestehende Infrastruktur aufzeigen. Durch technische Anpassungen und Beimischung könne das Verteilnetz kurzfristig umgestellt werden, um große Teile der Gesellschaft mit klimaneutralem Wasserstoff zu versorgen. 50 % der privaten Haushalte und 90 % der Industrie seien am Verteilnetz angeschlossen. Und für diese Betriebe seien gasbasierte Lösungen die einzige Möglichkeit, sich klimaneutral aufzustellen.
Knackpunkt: Wie gelingt der schnelle Markthochlauf?
Der Transport sei also gesichert. Eine größere Hürde sei die Verfügbarkeit. Grüner Wasserstoff sei zurzeit noch selten und teuer. Der Einsatz erfolge daher aktuell nur in großem industriellem Maßstab. Dr. Arnt Baer teilt die Meinung, dass Wasserstoff breiter genutzt werden müsse, um ihn somit verfügbar, skalierbar und günstiger zu machen. Dies schließt auch den Wärmemarkt mit ein, der durch Beimischung in die bestehende Infrastruktur kurzfristig große Mengen an Wasserstoff aufnehmen und somit durch eine gesicherte Wasserstoffnachfrage auch den gewünschten Markthochlauf von Wasserstoff unterstützen könne.
Da in Deutschland nur begrenzte Potentiale für die Produktion von grünem Wasserstoff vorhanden seien, setze die Regierung auf internationale Beziehungen. Es würden bereits Kooperationen mit Saudi-Arabien, Marokko und Australien bestehen.
Politische Rahmenbedingungen könnten die Transformation des Energiesystems hin zu grünem Wasserstoff maßgeblich unterstützen. Es seien Regelungen zur Beimischung von Wasserstoff ins Erdgasnetz nötig. Ebenso könnten Förderungen für Verteilnetzbetreiber zur Umstellung auf Wasserstoff und Boni für Haushalte für H2-kompatible Endgeräte den Markthochlauf von grünem Wasserstoff beschleunigen. Das Ziel muss sein: aus dem Champagner unter den Energieträgern Leitungswasser machen.
Hier das Video zur Summit:
Wir verwenden auf dieser Seite externe Inhalte, um Ihnen zusätzliche Informationen anzubieten. Werden diese Inhalte aufgerufen, können Ihre Nutzungsdaten an die jeweiligen Anbieter übertragen werden. Durch Klicken auf den Play-Button erteilen Sie uns hierzu Ihre Einwilligung.
AUCH INTERESSANT
Wenn Sie noch tiefer in das Thema einsteigen möchten, hören Sie doch unseren Politik-Podcast GLASKLAR. In Folge 6 mit Katherina Reiche, Geschäftsführerin der Westenergie AG und Vorsitzende des Nationalen Wasserstoffrates der Bundesregierung, geht es um den Wasserstoffeinsatz und die Ertüchtigung der vorhandenen Infrastruktur in Deutschland. GLASKLAR mit Katherina Reiche zum Einsatz von Wasserstoff
LINKS
Nationale Wasserstoffstrategie zum Download
H2vorOrt Broschüre zum Download
Tagesschau: Klimaschutzgesetz in Teilen verfassungswidrig
BILDER
Titelbild Wasserstoff: AdobeStock 182859285
Speaker Banner: © SOLAR MEDIA