In Folge 57 unseres Politik-Podcasts GLASKLAR spricht Christian Kabbe, CEO von Easy Mining Deutschland, über Phosphor-Recycling aus Klärschlamm.
Phosphor ist ein Kernbestandteil vieler wichtiger Güter wie Düngemitteln. Experten gehen davon aus, dass in etwa 20 Jahren der Phosphatdünger schon knapp werden könnte. Für die Landwirtschaft ist das ein Schreckensszenario. Nicht nur deswegen hat die Bundesregierung mit einer neuen Verordnung, der Klärschlammverordnung, vor einigen Jahren gesetzlich verankert, dass man aus Klärschlamm ab 2029 den Phosphor rausholen muss, die sogenannte Phosphorrückgewinnung. Daher hat Gelsenwasser im Herbst 2020 mit dem schwedischen Unternehmen Easy Mining eine exklusive Partnerschaft geschlossen, um die nötigen Kapazitäten zu schaffen. In der aktuellen Folge spricht Dr. Arnt Baer mit Christian Kabbe, dem Geschäftsführer von Easy Mining Deutschland. Es geht um die Frage, was zu tun ist, damit das gelingen kann.
Importabhängigkeiten lösen
Christian Kabbe macht deutlich, dass Phosphor einzigartig und knapp sei. Vor dem Angriffskrieg auf die Ukraine war Russland ein wichtiger Phosphor-Lieferant. Deutschland selbst hat keine Lagerstätten. Man müsse jetzt zunehmend auf die heimische Produktion setzen, also die Rückgewinnung des Stoffes aus Klärschlamm. Dies sei aus ökologischer und ökonomischer Sicht viel nachhaltiger.
Das Herkunftsland Russland für Phosphor ist eine unsichere Bank. Wir sind genötigt, Alternativrouten aufzutun. Man kann global versuchen einzukaufen, aber da sind wir im Wettbewerb mit dem Rest der Welt.
Mit Phosphor-Recycling zur nachhaltigen Kreislaufwirtschaft
Der Experte erklärt im Podcast verschiedene Verfahren. EasyMining setze auf die thermische Verbrennung, das effizienteste Verfahren. Dabei wird aus der durch die Monoverbrennung gewonnene Klärschlammasche Phosphor zurückgewonnen und kann dann sicher in den Nährstoffkreislauf als hochwertiger und reiner Dünger zurückgegeben werden.
Die Überlegungen zur Rückgewinnung von Phosphor gibt es schon seit einigen Jahren, eine flächendeckende Umsetzung allerdings noch nicht. Kabbe erklärt, dass sich aktuell der Bau der nötigen Verbrennungsanlagen wirtschaftlich nicht lohne. Der Ukrainekrieg sei ein Grund, da Kohlekraftwerke wieder hochgefahren wurden und darin Klärschlamm mitverbrannt wird. Der Experte warnt, dass es zum vorgeschriebenen Zeitpunkt wohlmöglich nicht genüg Verbrennungskapazitäten gibt. Gleiches gilt für die Phosphor-Rückgewinnung: Damit die Anlagen fristgerecht zur Verfügung stehen, müssten bereits weit vor dem Jahr 2029 Anlagen gebaut und betrieben werden. Ein weiterer Knackpunkt sei die Verfügbarkeit der Klärschlammasche, ohne die das Verfahren nicht erprobt werden kann.
Wir haben politisch entschieden, den Phosphor zurückzugewinnen. Wir müssen es schaffen, bis 2029 den Markt dafür aufzubauen.
Markt für Phosphor etablieren
Die Lösungen müssen 2029 fertig und einsatzbereit sein. Gebaut werden müssen sie jetzt, damit es ein fristgerechtes Phosphor-Recycling geben kann. Dazu muss ein Absatzmarkt für das Endprodukt etabliert werden, damit die Akteure kurzfristig in die Umsetzung kommen können. Es braucht im ersten Schritt die Zulassung des Rezyklats als Düngemittel. Damit die großtechnische Umsetzung gelingt sind alternativ Abnahmeverpflichtungen für Rezyklate denkbar, eine Quote oder eine Anschubfinanzierung für die Projektierer.
Über Christan Kabbe
Christian Kabbe verfügt über fundierte Erfahrung im Bereich der Umweltchemie und der Analytischen Chemie. Nach seinem Universitätsstudium und fünf Jahren in der chemischen Industrie war er beim deutschen Umweltbundesamt tätig, wo er sich mit der Rückgewinnung und dem Recycling von Phosphor beschäftigte. Aktuell ist er CEO von EasyMining Deutschland.
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Phosphor-Recycling aus Klärschlamm wichtig für klimaneutrale Kreislaufwirtschaft
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Zeitmarken zur Orientierung (Minuten)
03:50: Was ist Phoshpor und warum ist er so wichtig?
08:40: Woher kommt Phosphor?
11:50: Rückgewinnung von Phosphor aus Klärschlamm – technische und politische Hintergründe
21:10: Verschiede Möglichkeiten der Phosphorrückgewinnung
26:30: Thermische Verbrennungsanlagen
30:45: Wie gelingt die fristgemäße Umsetzung in Deutschland?
36:30: Abschlussfrage: Welche Frage hätten Sie in den nächsten Monaten glasklar beantwortet?