In der aktuellen Folge unseres Politik-Podcasts GLASKLAR spricht Jorgo Chatzimarkakis, Generalsekretär von Hydrogen Europe, mit Dr. Arnt Baer über den Aufbau einer europäischen Wasserstoffwirtschaft und die Potentiale für die CO2-Reduktion in den Sektoren Industrie, Verkehr und Wärme.
Jorgo Chatzimarkakis macht zu Beginn deutlich, dass wir sehr zügig gegen die Klimaerwärmung angehen müssen. Wasserstoff werde dabei ein Schlüssel sein. Es gäbe eine breite Diskussion in Europa, welche Energiequellen für die Umwandlung in Wasserstoff geeignet und welche davon auch nachhaltig seien. Jorgo Chatzimarkakis beschreibt die bekannte Palette der „Farbenlehre“ und erklärt, warum auch der Einsatz von Kernenergie diskutiert wird.
Ein H2-Weltmarkt entsteht
Der Verband Hydrogen Europe tritt für den Aufbau einer europäischen Wasserstoffwirtschaft ein und er befürwortet den breiten Einsatz des Energieträgers. Reine all-electric Ansätze können aus Sicht des Verbandschefs nicht funktionieren, weil viele Themen noch nicht gelöst sind, wie Batterie-Recycling oder Rohstoffverfügbarkeiten. Wasserstoff müsse groß gedacht werden und würde bald Kohle, Öl und auch Gas ersetzen. Ein Weltmarkt existiere und Jorgo Chatzimarkakis nennt Chile oder Saudi-Arabien als Beispiele für große Produzenten am Wasserstoff-Markt. Auch die vorhandene Infrastruktur könne größtenteils genutzt werden.
Breiter Einsatz mit Infrastruktur machbar
„Können wir uns in Europa auf eine eigene Wasserstoff-Produktion und unsere dezentrale Infrastruktur verlassen oder wird alles importiert?“, will Dr. Arnt Baer von ihm wissen. Wir hätten in Europa gute Voraussetzungen für einen nennenswerten Anteil an Produktion, ist sich Jorgo Chatzimarkakis sicher. Mit den richtigen politischen Weichen wie den Markthochlauf über die existierende Regulierung sei eine resiliente Versorgung gut möglich. Denn das schon jetzt gut ausgebaute Erdgasnetz könne künftig zum Wasserstoffnetz werden. Ganz ohne Importe würde es aber nicht gelingen, der Großteil werde aus dem Ausland kommen.
Mit Blick auf die aktuellen Verhandlungen rund um eine mögliche „Ampel-Regierung“ ist er zuversichtlich, dass die Klimaziele ernst genommen werden und Wasserstoff die nötige Aufmerksamkeit zukommt. Technologieoffenheit sei bereits vereinbart worden.
Darüber hinaus berichtet Jorgo Chatzimarkakis, warum er vor einigen Jahren eine Fusion von FDP und den Grünen vorgeschlagen hat und über die unterschiedlichen Voraussetzungen in unseren Nachbarländern für die Wärmewende.
Zur Person
Jorgo Chatzimarkakis hat in Bonn Politik und Volkswirtschaft studiert. Von 2004-2014 war er Mitglied des Europäischen Parlaments für die FDP in der ALDE-Fraktion und von 2014 bis 2015 Sonderbotschafter der griechischen Regierung. Seit 2016 ist er Generalsekretär des Verbands Hydrogen Europe.
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Podcast mit Katherina Reiche, Geschäftsführerin der Westenergie AG und Vorsitzende des Nationalen Wasserstoffrates der Bundesregierung über die Einsatzbereiche von Wasserstoff.
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Zeitmarken (in Minuten) zur Orientierung
02:25: Jorgo Chatzimarkakis stellt sich vor
06:00: Wie steht er zur Kernenergie?
10:30: Welche Quellen für Wasserstoff gibt es?
22:25: Einschub Zitat von Katherina Reiche: Wasserstoff und der Vergleich mit Champagner
28:15: Verfügbarkeit von Wasserstoff
35:05: Wasserstoff-Erzeugung in Europa
48:00: Wasserstoff und die neue Bundesregierung
54:50: Auf welcher Frage wünscht sich Jorgo Chatzimarkakis eine glasklare Antwort?