GLASKLAR mit Prof. Jardin zur Wasserversorgung im Ruhrgebiet
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Für GLASKLAR war Dr. Arnt Baer zu Gast bei Professor Dr. Norbert Jardin, dem Vorstandsvorsitzenden des Ruhrverbands in Essen. Im Gespräch ging es um die Folgen des Klimawandels für die Trinkwasserversorgung im Ruhrgebiet.

Professor Jardin erklärt zu Beginn des Gesprächs die wichtigen Aufgaben des Ruhrverbands. Dieser stellt Rohwasser für 4,6 Millionen Menschen bereit, die daraus ihr Trinkwasser erhalten. Dazu betreibt der Ruhrverband Kläranlagen und Anlagen zur Behandlung von Niederschlagswasser. Zudem erfahren wir die geschichtlichen Hintergründe der Wasserverbände in NRW.

Mittendrin in den Folgen des Klimawandels

Mit Ausnahme dieses Jahres seien die letzten 15 Jahre zu trocken gewesen, sodass einzelne sehr niederschlagsarme Regionen mit Tankwagen versorgt werden mussten, erzählt uns der Fachmann. Das seien natürlich regionale Einzelfälle, die aber zeigten, wie herausfordernd die Wasserversorgung werde in den nächsten Jahrzehnten.

Der Klimawandel ist eine der zentralen Herausforderungen für die Wassermengenwirtschaft an der Ruhr. Wir müssen also die Frage beantworten, wie wir auch in den nächsten Jahrzehnten eine verlässliche Versorgung von fünf Millionen Menschen mit Trinkwasser aus der Ruhr gewährleisten können.

Talsperren als wichtiger Hebel bei Hochwasser und Trockenheit

Den Talsperren kommen zwei wichtige Funktionen zu, die gerade zu Zeiten von Wetterextremen eine große Rolle spielen. Einerseits könne man sie zum Hochwasserschutz nutzen. Jardin geht rückblickend auf die Katastrophe im Jahr 2021 und erklärt exemplarisch, dass die beiden größten Talsperren, die Möhne- und die Biggetalsperre, am Ende der Regenfälle zu 100 Prozent gefüllt waren aber nicht übergelaufen sind. Anderseits nutze man Talsperren eben für die Bevorratung von Wasser zur Sicherstellung der Trinkwasserversorgung.

Talsperren-Steuerung klimaresilienter gestalten

Im Einzugsgebiet der Ruhr ist gesetzlich vorgeschrieben, wie viel Wasser in die Ruhr abfließt und wie viel für die Wasserversorgung zurückgehalten werden muss. Jardin weist darauf hin, dass die Abflussmengen in den Jahren 2018 bis 2022 stets zu hoch waren und immer Ausnahmegenehmigungen erwirkt werden mussten, um den notwendigen Wasservorrat der Talsperren in keiner Situation zu gefährden.

Die Branche wirbt nun für eine Anpassung des Gesetzes, um flexibler auf die Wetterextreme reagieren zu können. Man muss rechtzeitig dafür vorsorgen, dass man auch in langen Dürreperioden stets gewappnet ist, die Trinkwasserversorgung aufrecht zu erhalten, betont Jardin.

Prof. Norbert Jardin

Über Prof. Norbert Jardin

Prof. Norbert Jardin ist seit März 2016 Mitglied des Vorstands und zuständig für Technik und Flussgebietsmanagement. Im November 2019 wurde er zum Vorstandsvorsitzenden bestellt. Norbert Jardin hat Bauingenieurwesen an den Universitäten Karlsruhe, Darmstadt und Stanford (USA) studiert, promovierte 1995 über die vermehrte biologische Phosphorelimination und war ab 1997 Leiter der Planungsabteilung des Ruhrverbands. Er ist Autor von mehr als 120 wissenschaftlichen Veröffentlichungen und wurde mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Karl-Imhoff-Preis der Deutschen Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall (DWA) und mit der Eddy Medal der Water Environment Federation (WEF). Seit 2007 engagiert sich Norbert Jardin als Honorarprofessor an der TU Darmstadt für die Ausbildung junger Ingenieure und ist zusammen mit Prof. Klaus R. Imhoff Herausgeber des Standardwerks „Taschenbuch der Stadtentwässerung“. Quelle: Vorstand – Ruhrverband


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GLASKLAR mit Dr. Jan-Nicas Gesenhues

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Zeitmarken zur Orientierung (Minuten)

05:10: Die Aufgaben des Ruhrverbands und geschichtlicher Hintergrund
10:50: Die Auswirkungen des Klimawandels an der Ruhr
14:40: Hochwasser-Katastrophe 2021
20:30: Einschub Zitat Dr. Jan-Niclas Gesenhues
27:00: Talsperren-Steuerung