Gelsenwasser und die Deutsche Umwelthilfe (DUH) diskutierten in Berlin über Windenergie. Denn die Akzeptanz von Windenergieanlagen ist gesunken. Dabei ist es neben Photovoltaik die wichtigste der erneuerbaren Energien und damit ein Treiber der Energiewende.

Der Ausbau der erneuerbare Energien ist in den vergangenen Jahren zügig vorangekommen. Entscheidender Treiber dafür ist neben Photovoltaik die Windenergienutzung an Land. So genannte Onshore-Windräder unterstützen verhältnismäßig kostengünstig das erklärte Ziel, eine zuverlässige treibhausgasneutrale Energieversorgung aufzubauen. Doch die Akzeptanz von Windenergieanlagen ist gesunken – bei den Menschen vor Ort!

Schon gewusst?
Derzeit sieht das EEG zur Erreichung der Klimaziele einen Anteil von 55 bis 60 Prozent erneuerbarer Energien am Strom-Mix bis 2035 vor. Ziel ist es, bis 2050 den CO2-Ausstoß um 80 bis 96 Prozent gegenüber 1990 zu senken.

Lokaler Widerstand gegen Windprojekte

Grundsätzlich ist die Zustimmung zum Umbau des Energiesystems in der Bevölkerung hoch. Wenn Bürger aber direkt und persönlich betroffen sind, sinkt oftmals die Akzeptanz von Windenergieanlagen (WEA). Solche Projekte stoßen im Wohnort oder gar in der Nachbarschaft auf erhebliche Widerstände – eine wahrhaft große Herausforderung für Diejenigen, die solche Projekte planen und umsetzen wollen.
Vor diesem Hintergrund luden die Deutsche Umwelthilfe und Gelsenwasser Ende Juni zum Kaminabend ein: Politiker, Umweltverbände, Energieagenturen sowie Vertreter aus Wissenschaft und Umweltbehörden diskutierten dort die Entwicklung intensiv.

Viel Wind um nichts?

Im Fokus der Diskussion: Die aktuellen politischen Entwicklungen in Nordrhein-Westfalen, Schleswig-Holstein und Rheinland-Pfalz. Dort wird gerade über eine Verschärfung der Abstandsregelungen zur Wohnbebauung für WEA diskutiert. Dies wäre jedoch eine enorme Einschränkung für den Ausbau, denn viele mögliche Flächen würden damit wegfallen. Aber trägt jeder Meter mehr auch wirklich zu mehr Akzeptanz innerhalb der Bevölkerung bei?
Dr. Gundula Hübner, Professorin für Psychologie an der Universität Halle-Wittenberg, hat mehrere wissenschaftliche Studien zur akustischen und stresspsychologischen Belastung von Windenergierädern begleitet und erklärt der Runde:

„Werden die heutigen Genehmigungsrichtlinien eingehalten, gibt es keinen Zusammenhang zwischen Akzeptanz und dem Abstand zu einem Windrad. Ob die Befragten 800 Meter oder zwei Kilometer vom Windpark entfernt wohnten, spielte für die Bewertung keine Rolle. Einen nachweisbaren Einfluss hat dagegen, wie der Planungsprozess erlebt wurde.“

Bürger wollen beteiligt werden

Wichtig für die Zustimmung zu einer WEA ist die frühzeitige Einbindung der Menschen vor Ort. Bürger wollen am Planungsprozess und an den Gewinnen beteiligt werden! Modelle mit finanzieller Beteiligung sind beliebt und ein sinnvoller Weg, Windprojekte zu realisieren. Jeder Anwohner kann so einen eigenen kleinen Beitrag zur Energiewende leisten.

Frühzeitig informieren – transparent handeln – bessere Akzeptanz von Windenergieanlagen

In ihrem Impulsvortrag betonte Dr. Silke Schneider, Staatssekretärin im Ministerium für Energiewende, Landwirtschaft und ländliche Räume in Schleswig Holstein, man dürfe den spürbaren Transformationsprozess der Energie nicht in Frage stellen. Klar ist: Die Windkraft leistet auch einen wertvollen Beitrag zu Wohlstand und Wertschöpfung in der Gesellschaft. Gleichzeitig haben Bürger das Bedürfnis nach Teilhabe und nach frühzeitiger transparenter Information.

Menschen vor Ort bei Windenergie-Projekten einbinden, fördert die Akzeptanz der Windenergieanlagen

Entscheidend für die Akzeptanz von Windprojekten: die Menschen vor Ort einzubinden. Informieren und transparent handeln sind wichtige Erfolgsfaktoren.

Dialog räumt Bedenken aus dem Weg

Sascha Müller-Kraenner, Geschäftsführer der DUH, sieht lokale Akteure wie Bürgerenergiegesellschaften und Stadtwerke als Gestalter der Energiewende.
Bürgerdialoge und Informationsabende können einen wertvollen Beitrag zur Akzeptanz in der Bevölkerung leisten. Er betont: „Informelle unbedingt vor formellen Verfahren schalten!“
Im gemeinsamen Dialog können Bedenken der Anwohner und Beteiligten aus dem Weg geräumt werden. Im Gegensatz zur konventionellen Energieerzeugung hat die Windenergie-Technologie derzeit keine wissenschaftlich nachweisbare, gefährdende Auswirkung auf die Gesundheit.

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Energiewende in Einklang mit Naturschutz

Eines der größten Hemmnisse beim Windenergieausbau ist der Eingriff in das Landschaftsbild und die Beeinträchtigung des Heimat-Empfindens oder die Gefährdung des persönlichen Wohlstands. Es muss daher gelten: Der ambitionierte Ausbau muss auch immer im Einklang mit den Bedürfnissen der Menschen vor Ort stehen!
Bei der Suche nach geeigneten Flächen für den Windenergieausbau rücken auch zunehmend Waldflächen in den Fokus. Die Standortplanung erfolgt unter Berücksichtig der Windhöffigkeit*, aber Naturschutz hat Priorität: Deshalb werden vorwiegend Fichten- und Kiefernforste für die Windenergie genutzt, die im Vergleich zu Mischwäldern wenig Lebensraum für Tiere und Pflanzen bieten. Um Eingriffe in ein Waldökosystem möglichst gering zu halten, wird für die Zuwege, Kabel und Wartung auf bestehende Forstwege zurückgegriffen.

Autorin: Lisa Albert

Kleines Wind-Lexikon
Windhöffigkeit* – Bezieht sich auf die Wind-Ressourcen: Damit ist das Windpotenzial eines Bereiches gemeint, ein windhöffiges Gebiet ist „reich an Wind“.

Broschüre
Broschüre Studienvergleich Wind-Akzeptanz

Links
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Energieatlas NRW
Fachagentur Windenergie

Fotos
© GELSENWASSER AG/Stefan Gallwitz

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