Der Klimawandel geht ungebremst weiter. Für die Wasserwirtschaft verschärfen sich die Bedingungen weiter. Allerdings regional sehr unterschiedlich. Unsere Talsperren in Haltern waren 2023 überdurchschnittlich gefüllt.

Warm und nass: neuer Temperaturrekord und viel Niederschlag

2023 war laut Deutschem Wetterdienst (DWD) das wärmste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen 1881. Die Durchschnittstemperatur lag bei 10,6 Grad Celsius. Alle zwölf Monate waren zu warm. Der September war der wärmste je in Deutschland gemessene. Mit rund 1.764 Stunden schien die Sonnen mehr als gewöhnlich.
Während die letzten Jahre oft von Trockenheit und Hitze geprägt waren, war es 2023 sehr nass. Es fiel über 20 % mehr Niederschlag – 2023 steht damit auf Platz sechs der nassesten Jahre seit Aufzeichnungsbeginn. Laut DWD fielen rund 958 Litern pro Quadratmeter (l/m²). In allen Monaten außer Februar, Mai, Juni und September gab es einen Niederschlagsüberschuss. Der November war sogar der zweitnasseste seit 1881.

Dezember 2023 in Haltern am See: Mehr als doppelt so viel Regen wie normal

Nordrhein-Westfalen war 2023 das nasseste Bundesland. Mit 1220 l/m² fiel fast 40 Prozent mehr Niederschlag als üblich. Laut DWD war der November war der niederschlagsreichste seit 1944. Im Dezember und zum Jahresbeginn 2024 dominierten nach viel Regen dann Hochwasser-Meldungen die Schlagzeilen.
Die Regenmengen, die an der Messstation in Haltern am See, dokumentiert wurden, spiegeln die DWD-Ergebnisse. Die Monate Januar, März, Juli, August, Oktober und November waren überdurchschnittlich nass. Der Dezember 2023 hat das nochmal massiv übertroffen. Es fiel mehr als das Doppelte der durchschnittlichen Niederschlagsmenge.

Nur die Monate Mai und Juni waren in Haltern deutlich zu trocken.

Insgesamt beträgt der Niederschlagsüberschuss für 2023 in Haltern rund 410 mm gegenüber dem langjährigen Erfahrungswert (1961-1990). Starkniederschläge von 40 mm oder mehr in einer Stunde gab es einmal: Am 22. Juni 2023 fielen 45 mm Niederschlag (Haltern).

 

Talsperre Haltern: im Sommer & Herbst nie unter 95 % Füllstand

Die hohen Regenmengen hatten Auswirkungen auf das Talsperren-Management. Die Halterner Talsperren waren zu Beginn 2023 mit 75 % unterdurchschnittlich gefüllt. Die Frühjahrsniederschläge reichten aber aus, um die Füllstände wieder anzuheben. Im Mai 2023 erreichten die Halterner Talsperren den maximalen Füllstand (mit 100 %).
Aufgrund der anhaltenden, ungewöhnlich feuchten Witterung unterschritt der Füllstand der Talsperren in Haltern im Sommer- und Herbstverlauf nie die 95 %-Marke. Im Gegensatz zu den Jahren zuvor war es nicht erforderlich, Wasser aus dem Dortmund-Ems-Kanal in die Stever zu leiten. Seit Jahresende 2023 ist das Winterstauziel* von 90 % erreicht.

*Das Winterstauziel lässt „Platz“ in den Talsperren, um auf Hochwasser-Lagen reagieren zu können. Die derzeitige Lage zeigt, wie wichtig das ist.

Die Talsperren im Einzugsgebiet der Ruhr starteten mit einem leicht unterdurchschnittlichen Füllstand (73 %). Auch sie profitierten vom regenreichen Frühjahr. Im Mai waren sie mit 93 Prozent vom Vollstau überdurchschnittlich befüllt. Und wie in Haltern fiel ihr Füllstand aufgrund reichlicher Sommer- und Herbstniederschläge zum Oktober nur langsam auf überdurchschnittliche 80 %. Zum Jahresende wurden etwa 85 % des maximalen Stauvolumens erreicht. Zum Vergleich: Der langjährige Mittelwert liegt bei 74 %.

Gesamt-Trinkwasserabgabe des Wasserwerk Haltern in 2023

 

„Entsprechend der Wetterlage, aber auch aufgrund eines rückläufigen Abnehmerverhaltens ist die Förderung in 2023 vergleichsweise gering ausgefallen. Anders als in Hitzejahren brauchten wir die Talsperren 2023 nicht als Wasserreserve, sondern wegen der starken Niederschläge über Weihnachten und Neujahr sogar als Hochwasser-Rückhalteraum.“
Heiko Döring, Leiter Wasserwerk Haltern

Ressourcenschutz ist der Schlüssel zur Klimaanpassung der Wasserwirtschaft

Der Klimawandel beeinflusst den natürlichen Wasserhaushalt. Höhere Temperaturen, mehr Verdunstung, verändertes Niederschlagsregime. Niedrigwasser und sinkende Grundwasserpegel hier – Hochwasser- und Starkregenereignisse dort. In der Folge sind Wasserverfügbarkeit und -qualität im wasserreichen Deutschland zu regionalen Attributen geworden!

Unter diesen Bedingungen ist es für die rund 5.700 lokalen Wasserversorger hierzulande eine immense Herausforderung, die Wasserentnahmen nachhaltig zu managen. Grundlage dafür sind gesunde, naturnahe Gewässer und Grundwasserkörper. Umfassender Ressourcenschutz ist der Schlüssel für Klimaanpassung und -schutz. Nur so können Wasserversorgungsunternehmen auch zukünftig die Trinkwasserversorgung sichern und eine einwandfreie Qualität ihres Naturprodukts gewährleisten.
Das Jahr 2023 hat gezeigt, dass der Klimawandel (bisher) ungebremst weitergeht. Dessen Folgen verschärfen die Voraussetzungen für die Wasserwirtschaft nach und nach. Deutschland ist und bleibt ein wasserreiches Land. Einerseits müssen Wasserversorger schnell auf wechselnde Anforderungen reagieren können, andererseits nachhaltig handeln. Deshalb wird auch 2024 für unser Team blau-grün ganz im Zeichen des Ressourcenschutzes und der Nachhaltigkeit stehen.

 


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