Im Jahre 2050 soll eine vollständig nachhaltige Wasserwirtschaft in Deutschland bestehen. Wie das geht, wird beim Nationalen Wasserdialog des Bundesumweltministeriums erarbeitet.

„Wer das Wasser hat, hat die Macht“, betitelte eine große Zeitung vor über zehn Jahren einen Artikel, in dem viele Konflikte um Wasser rund um den Globus beschrieben wurden. Es ging darum, wie sich benachbarte Regionen das Wasser abgraben, um den Klimawandel und um Ernährungsfragen der wachsenden Weltbevölkerung.
Mit diesem großen Bogen führte Bundesumweltministerin Svenja Schulze zu Beginn des 1. Nationalen Wasserforums nicht eben kleinteilig in den zweijährigen Prozess des „Nationalen Wasserdialoges“ ein. Die deutsche Wasserwirtschaft steht vor einigen Herausforderungen: Klimawandel, demografische Entwicklungen, Landnutzungsänderungen oder verändertes Konsumverhalten lassen sich nicht allein durch lokale Maßnahmen bewältigen.

Klimawandel stellt Wasserwirtschaft vor Herausforderungen

Die Landwirtschaft spielt eine entscheidende Rolle für eine nachhaltige Wasserwirtschaft.

Der Klimawandel wirkt sich in allen wasserrelevanten Bereichen aus. Es gibt viele Wechselwirkungen mit Landwirtschaft, Naturschutz oder dem Baubereich. Der Dürresommer in 2018 und in Teilen auch der Sommer dieses Jahres haben gezeigt, wie verwundbar auch ein sehr wasserreiches Land wie Deutschland nach einigen solchen Jahren sein könnte. Im traditionell wasserreichen Bundesland Bayern hätte man nicht erwartet, dass man einmal diskutiert, ob die Grundwasserressourcen sich von diesen Sommern wieder in Gänze erholen werden. Wasser-Infrastruktur und Ökosysteme sind langfristig ausgerichtet. Sie benötigen Zeit, bis sie auf verbesserte Rahmenbedingungen überhaupt reagieren. Daher ist es richtig, bereits heute mit den Akteuren die bis 2030 erforderlichen Handlungsoptionen zu diskutieren. Im Jahr 2050 soll dann eine vollständig nachhaltige Wasserwirtschaft in Deutschland bestehen.

Vier Wasserdialoge mit Fachleuten

Versorgungssicherheit mit Trinkwasser versus Chancen und Risiken der Digitalisierung: Im ersten Cluster des Nationalen Wasserdialogs geht es um vernetzte Infrastrukturen.

Versorgungssicherheit mit Trinkwasser versus Chancen und Risiken der Digitalisierung: Im ersten Cluster des Nationalen Wasserdialogs geht es um vernetzte Infrastrukturen.

Beim Wasserdialoges will das Bundesumweltministerium in einem kontinuierlichen Austausch mit Wasserversorgern, Umweltverbänden, Landwirtschaft, Pharma- und Chemieindustrie die Zukunftsthemen der Wasserwirtschaft weiterentwickeln – und strategische und operative Ziele sowie relevante Handlungsoptionen identifizieren. Daraus sollen umsetzbare Maßnahmen definiert werden.
Zu den Clustern „Vernetzte Infrastrukturen“, „Risikofaktor Schadstoffe“, „Landwirtschaft und Verbraucherschutz“, „Renaturierung und Naturschutz“ finden seit März 2019 jeweils vier aufeinander aufbauende Dialoggespräche statt.

  • Im ersten Cluster geht es um vernetzte Infrastrukturen, also die Versorgungssicherheit mit Trinkwasser, Chancen und Risiken der Digitalisierung und die Wasserinfrastruktur in den Städten und Gemeinden.
  • Im Cluster Risikofaktor Schadstoffe wird die Wasserqualität im Grund- und Oberflächenwasser thematisiert, die durch Schadstoffeinträge wie Pflanzenschutzmittel oder andere Chemikalien langfristig gefährdet ist.
  • Das dritte Cluster Landwirtschaft und Verbraucherschutz beschäftigt sich mit der Landwirtschaft als Wassernutzer und -verschmutzer. Die hohen Stoffeinträge belasten unsere Seen, Bäche und Flüsse, das Grundwasser und schließlich auch Nord- und Ostsee.
  • Das vierte Cluster Renaturierung und Naturschutz dreht sich um Fragen zur Akzeptanz der Renaturierung von Gewässerökosystemen. Dort wird es auch um die Konfliktpotenziale gehen müssen, die sich aus Umweltzielen und rechtlichen Vorgaben der Wassernutzung zwangsläufig ergeben. Dieses ist geregelt in so wichtigen Gesetzen wie dem Bundesnaturschutzgesetz oder der europäischen Wasserrahmenrichtlinie.

Aufgrund der hohen Bedeutung der Themen sind in jedem Cluster Fachleute von Gelsenwasser vertreten.

Die 3 Phasen des „Nationalen Wasserdialogs“

  1. Auftaktphase: Auswahl, Aufbereitung, Diskussion und Priorisierung zentraler Zukunftsthemen (Cluster) im Rahmen des 1. Nationalen Wasserforums im Oktober 2018.
  2. Vertiefungsphase: Vertiefung und Bearbeitung der beim 1. Nationalen Wasserforum ausgewählten Zukunftsthemen im Rahmen von vier Wasserdialogen zwischen Januar 2019 und Februar 2020 sowie eines Mid-Term-Workshops im Dezember 2019.
  3. Ergebnisphase: Abschluss durch das 2. Nationale Wasserforum im Herbst 2020.

Welt des Wassers kann nicht neu erfunden werden

Auf den Spurenstoff-Dialog" folgt der Nationaler Wasserdialog: Beide müssen synchronisiert werden.

Der Prozess des Nationalen Wasserdialogs muss mit dem des Spurenstoffdialogs synchronisiert werden.

Im Dezember 2019 wird ein übergreifender „Mid-Term-Workshop“ mit allen Teilnehmern in Bonn durchgeführt. Bei diesem ersten Zwischenfazit in allen Gruppen werden vermutlich die ersten echten Kontroversen auf den Tisch kommen.
Denn angesichts der Zusammensetzung bestehen natürlich unterschiedliche Prioritäten und Sichtweisen auf das Thema. Bei allem „Out of the box-Denken“, welches die Berater dort bewusst praktizieren, achten wir darauf, dass sich der Prozess nicht verselbständigt. Denn obgleich alle Denkansätze zugelassen sind, müssen die guten Strukturen in Deutschland am Ende als Grundlage genommen werden und die Qualität erhalten bleiben. Gerade beim Schutz der Wasserressourcen dürfen auch künftig keine Kompromisse gemacht werden!

Notwendig ist eine Synchronisation des Prozesses mit dem „Spurenstoff-Dialog“ der letzten beiden Jahre, damit bei diesem wichtigen Thema nicht wieder von vorne mit der Diskussion um das Vorsorgeprinzip angefangen werden muss. Und auch die Frage der Vorrangstellung der öffentlichen Trinkwasserversorgung in Situationen der Konkurrenz mit Landwirtschaft und Chemie oder Pharma wird noch eingehend diskutiert werden.
Denn angesichts des Klimawandels und der zu erwartenden Extrem-Wetterlagen mit anhaltenden Dürreperioden muss die öffentliche Versorgung in solchen Situationen klar gesetzlich verankert werden. Denn es geht bei Wasser – wie die Umweltministerin doch zurecht formuliert hat – um nichts Geringeres als um eine Frage der Ernährung der Bevölkerung mit dem „Lebensmittel Nummer 1“.


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