Gelsenwasser beteiligt sich an einer neuen Grundwasser-Datenbank. Sie soll helfen, die Nitratbelastungen rund um Wasserwerke aufzuzeigen. Bis zum Herbst werden darin Daten von Brunnen und Messstellen eingetragen.

Nitrat macht Wasserversorgern bekanntlich immer größere Sorgen. Die Branche hat Alarm geschlagen und setzt sich intensiv für den Wasserschutz ein, ab sofort unter anderem mit einer Grundwasser-Datenbank! Ein Kernpunkt ist in diesem Zusammenhang das Düngerecht. Das wird gerade in Berlin neu aufgelegt. Das Düngepaket soll am 31. März im Bundesrat verabschiedet werden.

Nach der Klage der EU-Kommission gegen Deutschland wegen Verletzung der Nitratrichtlinie im November 2016 ist das zwar ein Startschuss, aber das Paket weist zu viele Schwachstellen und Schlupflöcher auf! Es beinhaltet zwar bereits schärfere Regeln zugunsten des Gewässerschutzes, aber Gelsenwasser steht der eingeschränkten Einführung einer Stoffstrombilanz und den zulässigen Grenzwerten dennoch kritisch gegenüber. Deshalb haben wir wichtige Punkte in einem Gutachten juristisch aufarbeiten lassen.

Konkrete Punkte

  • Der zulässige Nährstoffüberschuss ist mit einem Drei-Jahresmittelwert von 50 kg Stickstoff je Hektar zu hoch angesetzt. Es ist eine Begrenzung auf 30 kg je Hektar anzustreben.
  • Wenn sich Nitratwerte verschlechtern oder den Grenzwerte überschreiten, können die Bundesländer schärfere Bedigungen zum Düngen festlegen (die so genannte Länderöffnungsklausel).
  • Es darf keine Ausnahmen für die maximalen zulässigen Ausbringungsmengen für Wirtschaftsdünger geben.
  • Die Menge sollte auf 120 kg/ha für Ackerland und 160 kg/ha für Grünland abgesenkt werden.
  • Es sind stärkere Kontrollen und Sanktionen notwendig. Nur so kann man sicherstellen, dass die schärferen Regeln auch eingehalten werden.
  • Die Stoffstrombilanz soll nicht nur für große Betriebe gelten, sondern für alle und das verbindlich ab 2018.

Es gilt, die Maßnahmen zügig umzusetzen und nicht noch länger zu zögern, denn alle angestrebten Verbesserungen lassen sich erst in einigen Jahren messen. Dazu sind verlässliche Daten zur Nitratbelastung nötig: Wo genau und wie stark sind Böden in den Wassereinzugsgebieten belastet? Deshalb erfassen die Branchenverbände BDEW, DVGW und VKU sowie Mitgliedsunternehmen ab sofort bundesweit die Nitratbelastung des Grundwassers selbst – als Ergänzung des behördlichen Messnetzes – in einer Grundwasser-Datenbank. Eine online basierte Datenbank bündelt alle Nitratbefunde, die von den Wasserversorgern eingepflegt werden.
Auch Gelsenwasser tut dies! So können die eigenen Wasserschutz- und Einzugsgebiete, die in unserem Versorgungsgebiet für die Trinkwasser-Gewinnung genutzt werden, zu einem Gesamtüberblick in Deutschland beitragen. Allein im Wasserwerk Haltern werden jährlich rd. 25 Mio. m³ Grundwasser gefördert, die dann für die Trinkwassergewinnung verwendet werden. Gleichzeitig helfen wir dabei, weitere Partner für das Projekt zu gewinnen und arbeiten bei der Datenerhebung mit.

 

Die Düngeverordnung hat Schwachstellen: Es sind mehr Maßnahmen für Wasserschutz nötig!

Die Düngeverordnung hat Schwachstellen: Es sind mehr Maßnahmen für Wasserschutz nötig!

Von Berlin bis Brüssel: Gelsenwasser ist weiter involviert

Auch nach der Verabschiedung durch den Bundesrat am 31. März 2017 bleibt Düngen ein Dauerthema. Denn es sind weitere Maßnahmen für den Gewässerschutzes nötig. Hierbei sind die europäische und die nationale Politik – aber auch die Entscheidungsträger in der Landespolitik in der Verantwortung.
Gelsenwasser engagiert sich bereits seit geraumer Zeit verstärkt auf allen politischen Ebenen – und wird es auch weiterhin tun. Bereits Mitte Januar haben wir Vertreter aus Umweltverbänden und Politik (Land, Bund und EU) zum Austausch nach Berlin eingeladen, um den Entwurf der neuen Düngeverordnung gemeinsam zu bewerten. Geplant sind weitere Diskussionsrunden: Diesen Sommer laden wir Umweltschützer nach Haltern ein. Außerdem möchten wir in Roundtable-Gesprächen mit der NRW-Landespolitik über die Möglichkeit einer Landesdüngeverordnung sprechen.
Neben der Düngeverordnung beschäftigt uns besonders die Agrarwende. Im März 2017 organisierte Gelsenwasser gemeinsam mit der Deutschen Umwelthilfe einen intensiven Austausch mit Abgeordneten sowie Vertretern der Landwirtschaft und den Umweltverbänden in Berlin. Auch in Brüssel bringen wir uns in die Reform der EU-Landwirtschaft ein: Gelsenwasser wird sich an einer Kampagne mit Umweltverbänden beteiligen. Darüber hinaus wird unser Brüsseler Büro intensiv für Veranstaltungen und Gesprächsrunden zum Thema Nitrat und Gewässerschutz genutzt.

 

LINKS
ZFK-Interview Dirk Waider (Quelle ZfK 3/2017 Seite 7)
BDEW – Pressemitteilung
BMUB – Pressemitteilung
UBA – Nährstoffeinträge aus der Landwirtschaft und Stickstoffüberschuss
BMEL

Fotos
© Landwirtschaftskammer NRW
© GELSENWASSER

 

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