Im Rahmen einer kommunalen Betreiberpartnerschaft helfen wir, die Wasserversorgung in Sambia zu verbessern. Zum Beispiel mit der Entwicklung eines web-basierten Geoinformationssystems.

Uwe Raback, Christopher Galla und Ulrich Prinzel sind drei unserer Experten für Wasserversorgung/Netzdaten. Im Rahmen unserer Betreiberpartnerschaft mit Lukanga Water in Sambia haben sie eine spezielle Aufgabe bewältigt: ein web-basiertes Geoinformationssystem mithilfe von QGIS aufzubauen und vor Ort zu etablieren.
Mehrere Monate hat das Trio gemeinsam mit den sambischen Kollegen an diesem Projekt gearbeitet. Dazu reisten die Kollegen auch mehrfach nach Sambia. „Wir mussten die Begebenheiten vor Ort kennenlernen, um wirklich gut helfen zu können“, erzählt Uwe Raback, der zwei Mal nach Afrika reiste.

Unsere Kollegen Uwe Raback (2.v.l.) und Ulrich Prinzel (r.) mit Mitarbeitenden von Lukanga Water in Sambia. Unsere Experten unterstützten vor Ort, um die Wasserversorgung in der Region in Sambia zu verbessern.

Unsere Kollegen Uwe Raback (2.v.l.) und Ulrich Prinzel (r.) mit Mitarbeitenden von Lukanga Water in Sambia. Unsere Experten unterstützten vor Ort, um die Wasserversorgung in der Region in Sambia zu verbessern.

Jetzt läuft das web-basierte Geoinformationssystem. Das System ist kostenlos verfügbar und lässt sich ressourcenschonend einsetzen. Die Informationen sind jederzeit via Smartphone und Desktop-PC verfügbar. Ein „Gamechanger“ für die Kollegen in Sambia, z.B. bei der Reparatur von Leitungsschäden.

Datenbestand muss aktualisiert werden

Beim Arbeiten im Rohrnetz ist es essentiell, die Lage von Leitungen und Hydranten genau zu kennen. Zum Beispiel, um

  • Schäden lokalisieren und reparieren zu können,
  • Sanierungen und Erneuerungen planen zu können,
  • das Leitungsnetz pflegen zu können.

Früher gab es ausschließlich Pläne auf Papier, heute sind digitale Geoinformationssysteme (GIS) Standard. Aber bei Lukanga Water gibt es noch viele „weiße Flecken“, d.h. es gibt Leitungen, die weder auf Karten noch digital verzeichnet sind. Andere sind ausschließlich auf alten Papierplänen verzeichnet.

„Es ist wichtig, die Datenlecks zu beheben und den Datenbestand kontinuierlich zu aktualisieren und zu erweitern“, sagen unsere Experten. Denn nur so unterstützt das neue, web-basierte Geoinformationssystem die sambischen Kolleg*innen bestmöglich bei ihrer Arbeit.

Unterwegs im Wasserversorgungsgebiet in Sambia, um die weißen Flecken auf der Karte zu füllen. Dabei stieß die Gruppe direkt auf ein Leck.

Unterwegs im Wasserversorgungsgebiet in Sambia, um die weißen Flecken auf der Karte zu füllen. Dabei stieß die Gruppe direkt auf ein Leck.

Die größten Herausforderungen

„Kapazitäten und Akzeptanz zu schaffen, waren dabei die größten Herausforderungen“, berichtet unser Kollege Uwe Raback. Bei seiner ersten Reise nach Sambia im Mai 2023 stellte er fest, dass die IT-Landschaft vor Ort nicht ausreicht, um eine anspruchsvollere GIS-Landschaft mit Servern und Datenbanken zu betreiben.

„Deshalb fiel die Entscheidung für eine web-basierte Lösung und wir bauten ein eigenes, kleines WebGIS auf. Denn eine Sache funktioniert meistens ganz gut in Kabwe: das mobile Internet.“
Außerdem gab es nur einen einzigen Kollegen, der nebenher die GIS-Daten pflegen konnte. „Niemand anderes konnte somit die GIS-Daten sehen und damit arbeiten. Das war alles andere als optimal und effizient“, erinnert sich unser Experte. Mit der neuen Lösung können auch die Kollegen via Smartphone unterwegs Daten abrufen. Sie können Objekte erfassen und auf dem lokalen Gerät abspeichern. Die Daten können dann per E-Mail oder Whatsapp ins GIS-Büro gesendet werden, wo sie dann für den GIS-Datenbestand erfasst werden.

Das web-basierte Geoinformationssystem. Das System ist kostenlos verfügbar und lässt sich ressourcenschonend einsetzen. Die Informationen sind jederzeit via Smartphone und Desktop-PC verfügbar.

Das web-basierte Geoinformationssystem. Das System ist kostenlos verfügbar und lässt sich ressourcenschonend einsetzen. Die Informationen sind jederzeit via Smartphone und Desktop-PC verfügbar.

Kaum wieder aus Sambia zurück, starteten Christopher Galla mithilfe Uwe Rabacks und weiterer Kollegen damit, das WebGIS zu erstellen. Dabei stießen sie auf ein weiteres Hindernis: Verändert sich der GIS-Datenbestand oder werden neue GIS-Objekte erfasst, muss das WebGIS manuell aktualisiert werden. Das geht nicht live bei der aktuellen Lösung. Christopher Galla fiel jedoch auch dafür eine Lösung sein: Jetzt kann sambische Kollege das WebGIS in kurzer Zeit und stabil aktualisieren und damit die angezeigten Daten auf den neuesten Stand bringen kann.
Bei seinem zweiten Besuch in Sambia im November 2023 half Uwe den sambischen Kollegen, sich mit dem WebGIS vertraut zu machen und Prozesse zu festigen.

Unsere Experten werden die sambischen Kollegen noch eine längere Zeit beim Web-GIS unterstützen.

„Was hier bei uns in Westeuropa schnell und problemlos erledigt werden kann, ist in Sambia nicht so einfach. Allein für den Download der aktuellen QGIS-Version waren in einer nächtlichen Aktion, Stunden nötigt. Beim Ausbau von Breitband-Internetanschlüssen liegt Sambia noch zurück. Ich musste auch erst einmal erkennen, dass die Lagerichtigkeit von Objekten im GIS nicht so wichtig ist, wie die Tatsache, dass eine Leitung und deren Einbauteile überhaupt erst einmal mit den wichtigsten Sachdaten im GIS  eingepflegt ist.“
Uwe Raback

Das mobile Internet funktioniert in Kabwe meistens gut. Das Geoinformationssystem ist auch auf dem Smartphone nutzbar. So können die Kollegen via Smartphone unterwegs Daten einpflegen und abrufen.

Das mobile Internet funktioniert in Kabwe meistens gut. Das Geoinformationssystem ist auch auf dem Smartphone nutzbar. So können die Kollegen via Smartphone unterwegs Daten einpflegen und abrufen.

Unsere Experten

Uwe Raback arbeitet seit vielen Jahren bei Gelsenwasser. Er ist spezialisiert auf Geodatenmanagement.
Ulrich Prinzel leitet die Betriebsabteilung in Recklinghausen. Er arbeitet seit 25 Jahren für das Team blau-grün.
Christopher Galla gehört seit einem Jahr zu unserem Team blau-grün. Er verstärkt als Ingenieur unser Team für Netzdaten & GIS.

Hintergrund: Was ist eine kommunale Betreiberpartnerschaft?

Die Vereinten Nationen (UN) setzen sich in der „New Urban Agenda“ für eine nachhaltige, klimaresiliente und inklusive Stadtentwicklung ein. Dazu gehört auch die Wasserwirtschaft. Den kommunalen Betrieben zur Daseinsvorsorge hierzulande kommt dabei eine besondere Rolle zu. Deshalb hat das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) die „Betreiberplattform zur Stärkung von Partnerschaften kommunaler Unternehmen weltweit“ initiiert. Damit wird die Zusammenarbeit zwischen deutschen kommunalen Unternehmen und denen im globalen Süden gefördert. Weiterhin bestehen Solidaritätsbetreiberpartnerschaften mit der Ukraine.
Das Pilotvorhaben wird durch das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) finanziert und seit Juli 2019 als Kooperationsprojekt der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) und Engagement Global mit ihrer Servicestelle Kommunen in der Einen Welt (SKEW) umgesetzt. Die Entwicklung und Durchführung der Betreiberplattform erfolgt in Zusammenarbeit mit dem Verband Kommunaler Unternehmen (VKU) und der German Water Partnership (GWP).
Gelsenwasser unterhält Betreiberpartnerschaften mit Kremenchukvodokanal (Ukraine) und Lukanga Water Supply & Sanitation (Sambia – gemeinsam mit Emschergenossenschaft/Lippeverband).
Unser Tochterunternehmen, die Stadtentwässerung Dresden, hält gleich drei (Lvivvodokanal, Ternopilvodokanal und Nadvirnavodokanal) Betreiberpartnerschaften in der Ukraine aufrecht.


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