Klimaanpassung muss regional umgesetzt werden. Eine Umfrage des Umweltbundesamtes zeigt: Die Kommunen stellen sich der Klimakrise. Rund 40 Prozent sind bereits tätig geworden.

Die Folgen der Klimakrise treffen unsere Städte und Gemeinden sehr unterschiedlich. Klimaanpassung muss deshalb lokal umgesetzt werden. Mit eigenen Klimaanpassungskonzepten sollen sie vor Ort die Risikovorsorge systematisch und konkret managen, u. Um Extremwetter-Ereignissen wie Starkregen, Hitze und Dürre besser standhalten begegnen zu können.

Die „Kommunalbefragung Klimaanpassung 2023“ belegt, dass Kommunen sich der Klimakrise und ihrer Rolle als zentrale Akteure stellen. Zwar haben nur 12 Prozent bisher ein Klimaanpassungskonzept, aber über 40 Prozent haben bereits Maßnahmen zur Klimaanpassung umgesetzt. Und über die Hälfte schätzt den Handlungsbedarf für Klimaanpassung in den kommenden zehn Jahren als sehr hoch (19 Prozent) bzw. hoch (45 Prozent ) ein.

Die Umfrage zeigt aber auch: Die Herausforderungen sind und bleiben immens!
Wir haben uns den Bericht und die Umfrageergebnisse genauer angeschaut. Sie zeigen, welche Herausforderungen und Hindernisse es aus kommunaler Perspektive gibt. Der Fokus der Umfrage liegt auf Kommunen mit weniger als 50.000 Einwohner*innen sowie Landkreisen.

Das sind demnach die 3 größten Hindernisse für Kommunen im Bereich Klimaanpassung:

  1. Kümmerer-Person
  2. Geld
  3. Knowhow & Kapazitäten

Kümmerer-Person: Nur 12 % haben eine*n Klimaanpassungsmanager*in

Nummer eins auf der Liste der größten kommunalen Hindernisse bei der Klimaanpassung sind fehlende fachbereichsübergreifende Profis. Nur 12 Prozent der befragten Kommunen haben eine*n Klimaanpassungsmanager*in, die alle Aktivitäten zentral koordiniert. Und das obwohl mehr als drei Dreiviertel (78 Prozent) denken, dass es eine „Kümmerer-Person“ geben muss.
Laut Bericht gibt es einen „positiven Zusammenhang zwischen dem Vorhandensein von Klimaanpassungsmanager*innen und der Planung und Umsetzung von Klimaanpassungskonzepten“ (S. 11). 90 Prozent der Kommunen, die kein Klimaanpassungskonzept haben bzw. es derzeit auch nicht vorbereiten, haben auch keine*n Klimaanpassungsmanager*in.

Zusätzlichen stellen die Prozesse und Strukturen innerhalb der Kommunalverwaltung ein Hindernis dar: 82 Prozent geben an, dass Klimaanpassung eine große Herausforderung für die Verwaltungsstruktur darstellt. Struktur & Organisation passen nicht zur Herausforderung. Gerade mal 37 Prozent empfinden die bestehenden Planungsprozesse als gut geeignet für die Umsetzung von Klimaanpassungsmaßnahmen. Es braucht also auch einen organisatorisch-strukturellen Wandel, um die Aufgabe „Klimaanpassung“ bewältigen zu können. Auch dafür braucht es die „Kümmerer-Person“.

Fazit: Ein*e Klimaanpassungsmanager*in ist das A&O. Als “Kümmerer-Person”, bei der die Fäden zusammenlaufen. Kommunen brauchen ein professionelles Management für Strategie, Konzeption, Wissen & Prozesse sowie Umsetzung.

Geld: Förderung muss langfristig gesichert sein

Klimaanpassung geht nicht ohne finanzielle Mittel. 73 Prozent der Kommunen nennen den Mangel an finanziellen Ressourcen als Hemmnis (Nr. 2 der Barrieren gleich hinter fehlenden Fachkräften). Angesicht der kommunalen Finanzlage kein Wunder.

83 Prozent der Kommunen nutzen Haushalts- bzw. Eigenmittel für Klimaanpassungsmaßnahmen. Laut Bericht dürfte es sich dabei meistens um eine Mischfinanzierung aus öffentlichen Fördermitteln und kommunalem (Eigen-)Anteil handeln. Aufgrund der klammen kommunalen Kassen spielen die Fördermittel von Ländern und Bund eine wichtige Rolle. Sie müssen langfristig und in angemessenen Höhen verfügbar sein, damit am Ende auch konkrete Maßnahmen umgesetzt werden.

Fazit: Auch hier kommen wieder spezialisierte Fachkräfte wie Klimaanpassungsmanager*innen ins Bild: Es braucht eine Person, die sich mit Fördermöglichkeiten auskennt, damit sie überhaupt in Anspruch genommen werden können. Das muss von allen Seiten (rechtlich, politisch) gesichert werden.

Klimaanpassung: Kommunen stellen sich der Klimakrise. Eine Umfrage zeigt die Hindernisse auf.

Klimaanpassung: Kommunen stellen sich der Klimakrise. Die Umfrage des Umweltbundesamtes zeigt jedoch auch die größten Hemmnisse auf.

Konkretes Knowhow & personelle Kapazitäten: Strategische Partner können die Lücken füllen

In vielen Kommunen fehlen konkretes Knowhow und personelle Kapazitäten für die Klimaanpassung. Genug qualifizierte Fachkräfte zu haben, ist der Schlüssel. Zumal: Wo Fachkräfte fehlen, mangelt es auch immer an Wissen. Städte und Gemeinden brauchen unbedingt beides, um Maßnahmen zur Klimaanpassung fachbereichsübergreifend planen und konkret umzusetzen zu können. 80 Prozent bestätigen, dass ihnen personelle Kapazitäten fehlen; 54 Prozent fehlt qualifiziertes Personal!

Fast drei Viertel der Kommunen (74 Prozent) wünschen sich mehr Informationen in Bezug auf geeignete Klimaanpassungsmaßnahmen. Das Wissen scheint dabei insbesondere dort zu fehlen, wo die Dringlichkeit zum Handeln am höchsten eingeschätzt wird. 74 Prozent geben an, Praxisleitfäden zu benötigen, mehr als die Hälfte braucht konkrete Beratung vor Ort.

Eine Lösung: Partner finden. Kommen können gemeinsam mit strategischen Fachpartnern individuelle Konzepte entwickeln und realisieren. Ein Weg, den Gelsenwasser mit kommunalen Partnern geht, zum Beispiel im Abwasser-Bereich.

„Ich ermutige Kommunen, vorhandene und bewährte Modelle der Zusammenarbeit zu nutzen!“
Dr. Agnes Janda, Leiterin des Abwasserbereichs bei der GELSENWASSER AG

Mit unserer Unterstützung erhalten Kommunen Manpower personelle Entlastung und konkrete Praxisanleitungen, um Zusatzaufgaben wie integrale Planung, Klimaanpassung und blau-grüne Infrastruktur-Konzepte umsetzen zu können.

Fazit: Kommunen brauchen strategische Partnerschaften, um Klimaanpassung konkret umsetzen. Nur so können sie sich personelle Kapazitäten und Wissen sichern.  

Am Rande: Kommunikation, Koordination und Kooperation als kommunale Kernkompetenzen

Klimaanpassung als Zusatz- bzw. Querschnittsaufgabe bedarf vielfältiger Kommunikation, Koordination und Kooperation, inter- und intradisziplinär ebenso wie extern. Das sind kommunale Kernkompetenzen für Klimaanpassungsmaßnahmen. Ohne sie wird es keinen kommunalen Klimaanpassungsfortschritt geben können.
Zwar gilt: Keine Kommune ist gleich. Aber die größten Hemmnisse auf dem Weg zur Klimaanpassung sind bei allen identisch. Für die Politik auf allen Ebenen ist es eine schwierige und komplexe Aufgabe, einen Rahmen zu schaffen, der diese Hindernisse beseitigt.

Über die „Kommunalbefragung Klimaanpassung 2023“

Bei dem Bericht handelt es sich um die erste bundesweite, repräsentative Umfrage im Auftrag des Umweltbundesamts (UBA). 1.062 Kommunen haben Fragen zur Klimaanpassung beantwortet. 4.691 ausgewählte Kommunen wurden aufgefordert, mitzumachen. 1.062 Kommunen haben teilgenommen. Aus NRW haben 178 Kommunen mitgemacht. Die Antworten sollen den aktuellen Stand und den Fortschritt der kommunalen Klimaanpassung in Deutschland aufzuzeigen.
Den Rechtsrahmen dafür bietet das erste bundesweite Klimaanpassungsgesetz. Demnach müssen die Bundesländer eigene Klimaanpassungsstrategien vorlegen und dafür Sorge tragen, dass die Kommunen Klimaanpassungskonzepte auf der Grundlage von Risikoanalysen aufstellen.

 

AUCH INTERESSANT
GLASKLAR mit Dr. Andreas Hollstein über die Verantwortung von Stadtwerken
Unsere Städte müssen klimafreundlich und nachhaltig werden
Starkregen-Konzepte machen Gefahren sichtbar

LINKS
Pressemitteilung UBA
Kommunalbefragung Klimaanpassung 2023
Klimaanpassungsgesetz
Tagesschau

FOTOS
Luftaufnahme Kleinstadt: © AdobeStock #740778822
Starkregen Gulli: © AdobeStock #311981531

 

Teilen: