Ein neues Lagezentrum hilft der Wasserwirtschaft, ihre Infrastrukturen vor Cyberangriffen zu schützen. Wir lassen dort zusätzlich unsere Anlagen, Netze und Komponenten überwachen.
Fast täglich erreichen uns News über Cyberangriffe. Unternehmen, Institutionen, Behörden, Privathaushalte – alle stehen inzwischen permanent im Visier von Cyberkriminellen. 2023 stieg die Anzahl digitaler Angriffe – der Trend setzt sich 2024 fort.
Laut der Bitkom-Studie „Wirtschaftsschutz 2024“ sind Cyberattacken aktuell für zwei Drittel (67 Prozent) des gesamten Schadens verantwortlich, der der deutschen Wirtschaft durch Datendiebstahl, Sabotage und Industriespionage entsteht: 178,6 Milliarden Euro Schaden entstand durch Cybercrime. Das sind rund 30 Milliarden Euro mehr als 2023 (148,2 Milliarden Euro).*
Die Wasserwirtschaft mit Trinkwasserversorgung & Abwasserentsorgung gehört zur „Kritischen Infrastruktur“ und muss besonders effektiv vor Cyberangriffen geschützt werden. Jetzt gibt es dafür einen „Wachdienst“: das Lagezentrum „CyberSec@Wasser“ in Essen. Dort überwachen Expert*innen rund um die Uhr IT- und OT-Systeme der Wasserinfrastruktur. Sie identifizieren und bewerten Cyberbedrohungen, Anomalien und Auffälligkeiten in IT- und OT-Systemen. Ihre Mission: Gefahren – zum Beispiel für Wasserwerke – frühzeitig erkennen und Angriffe abwehren. Wichtig dabei: die gute Vernetzung mit den Sicherheitsbehörden und dem Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI), auch durch die Beteiligung des Landes NRW.
Dazu betreibt CyberSec@Wasser ein hochmodernes System zur Angriffserkennung (SzA) in einem ISO 27001 zertifizierten deutschen Rechenzentrum. Auch Gelsenwasser lässt dort zusätzlich zu den eigenen Sicherheitsvorkehrungen Anlagen, Systeme und Komponenten überwachen.
Krisenvorsorge beinhaltet höhere Cyber-Resilienz der kritischen Infrastruktur
Schon lange war klar, dass in Sachen Cyber-Kriminalität eine Menge auf die Wasserwirtschaft zukommen würde. Um der digitalen Transformation der Branche mehr Fahrt zu verleihen, gründeten das Land NRW und Wasserwirtschaftsunternehmen das 2020 das „Kompetenzzentrum Digitale Wasserwirtschaft“. Neben der GELSENWASSER AG gehörten EGLV, SteB Köln, RWW und die Arbeitsgemeinschaft der Wasserwirtschaftsverbände in Nordrhein-Westfalen zu den Mitbegründern.
Neben vielen Themen rund um die digitale Transformation fokussierte sich eine Arbeitsgruppe auf IT-/OT-Sicherheit der systemrelevanten Infrastruktur.
Mit dem Krieg in der Ukraine rückte die Sicherheit der KRITIS groß in den Fokus. Um die Krisenvorsorge zu stärken, stellte das Land NRW 3,4 Millionen Euro für den Aufbau eines ganzheitlichen Cyberschutzes für die Wasserwirtschaft durch das Kompetenzzentrum Digitale Wasserwirtschaft bereit.
Insgesamt wurden in dem zweiten Maßnahmepaket aus dem Sondervermögen „Krisenbewältigung“ Anfang 2023 50 Mio. Euro zur Verfügung gestellt, um die kritische Infrastruktur in sicherheitsrelevanten Bereichen zu stärken. **
Aus diesen Mitteln wurde unter dem Dach des KDW das Lagezentrum CyberSec@Wasser in Essen gegründet. Die Einrichtungskosten in Höhe von 1,9 Millionen Euro übernahm das Land.
Gelsenwasser stellte mit der Wassergewinnung Essen GmbH technische Systeme und Knowhow für das Aufbauprojekt zur Verfügung, leistete so einen wichtigen Beitrag um die Cyber-Resilienz der Branche zu stärken.
„Die Sicherheit unserer Wasserversorgung hat oberste Priorität. Dabei bietet die Digitalisierung enorme Potenziale – zum Beispiel bei der Qualitätssicherung und der Datenerhebung und -analyse zur automatisierten Prozesssteuerung. Gleichzeitig dürfen dadurch aber keine verwundbaren Angriffspunkte für Cyberattacken entstehen. Das neue Lagezentrum bietet passgenaue Angebote, um die Chancen der Digitalisierung sicher nutzen zu können und gleichzeitig ein hohes Sicherheitsniveau gegenüber Cyberangriffen zu gewährleisten.“
NRW-Umweltminister Oliver Krischer bei der Eröffnung des Lagezentrums.***
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*** Umwelt.NRW