Die Trinkwasserverordnung ist der Garant für sauberes (genusstaugliches) Trinkwasser. Sie ist die gesetzliche Grundlage für unsere Arbeit als Wasserversorger.
Happy Birthday – die Trinkwasserverordnung (kurz TrinkwV) feiert ihren 50. Geburtstag. Ihre erste Fassung stammt vom 31. Januar 1975; am 15. Februar 1976 trat sie schließlich in Kraft. Die Verordnung ist der Grundpfeiler für die Qualität und Sicherheit unseres Trinkwassers – und damit für die Gesundheit von Millionen Menschen.
In diesem Beitrag beleuchten wir die Geschichte, Bedeutung und Herausforderungen der Trinkwasserverordnung – ein spannender Rückblick auf 50 Jahre Fortschritt in der Wasserversorgung.
Qualität & Sicherheit für Verbraucher*innen
Die Trinkwasserverordnung ist der Garant für sauberes, genusstaugliches Trinkwasser. Sie ist die gesetzliche Grundlage und gewährleistet eine einwandfreie Trinkwasserqualität. Das Regelwerk steckt den Handlungsrahmen für Wasserversorger und Behörden.
Die Trinkwasserverordnung regelt unter anderem:
- welche Pflichten die Wasserversorger übernehmen müssen
- welche Aufgaben die Behörden (z.B. Gesundheitsämter, Landesämter) haben
- welche mikrobiologischen, chemischen und radiologischen Parameter untersucht werden müssen
- wie oft das Trinkwasser überwacht werden muss
- wie das Rohwasser in Wasserwerken aufbereitet werden darf
- wie die Trinkwasserqualität sein muss, welche festgelegten Grenzwerten und Indikatorparameter eingehalten werden müssen
- wie Risikomanagement und Gefahrenvorsorge betrieben werden müssen
Elementar: In allen Bereichen bezieht sich die Trinkwasserverordnung auf die allgemein anerkannten Regeln der Technik. Dazu gehören nationale Vorgaben (z. B. DIN, DVGW, VDI) und internationale Normen (z. B. CEN, ISO). Wichtig: Sie setzt auch die geltende EU-Trinkwasserrichtlinie in nationales Recht um.
So garantiert sie Verbraucher*innen, dass 24/7 Trinkwasser in einwandfreier Qualität aus der Leitung fließt.

Die Trinkwasserverordnung garantiert Verbraucher*innen, dass 24/7 Trinkwasser in einwandfreier Qualität aus der Leitung fließt. Sie regelt auch, welche mikrobiologischen, chemischen und radiologischen Parameter untersucht werden müssen und welche festgelegten Grenzwerten und Indikatorparameter eingehalten werden müssen.
Die Entstehungsgeschichte: Epidemien und Fortschritt
Die Trinkwasserqualität wird in Hinblick auf eure Gesundheit definiert (§ 37 Absatz 1 IfSG):
„Wasser für den menschlichen Gebrauch muss so beschaffen sein, dass durch seinen Genuss oder Gebrauch eine Schädigung der menschlichen Gesundheit, insbesondere durch Krankheitserreger, nicht zu besorgen ist.“
Ein Hinweis auf die Entstehungsgeschichte der Trinkwasserverordnung. Denn die Verordnung wurde aus dem Bundesseuchengesetz heraus entwickelt. Bis heute bildet das „Gesetz zur Verhütung und Bekämpfung von Infektionskrankheiten beim Menschen″ (Infektionsschutzgesetz, kurz IfSG) die gesetzliche Grundlage zur Sicherung und Überwachung der Trinkwasserqualität.
Die Ursprünge der Trinkwasserverordnung reichen weit zurück. Ein Schöpfungsmythos der modernen Wasserversorgung ist die Choleraepidemie von 1892 in Hamburg. Abwasser und Flusswasser vermischten sich, wodurch tausende Menschen erkrankten. Die Katastrophe war ein Weckruf: Bereits 1899 wurden die ersten „Grundsätze über die Herstellung von Trinkwasser aus Flüssen und Seen“ eingeführt. Die Geburtsstunde der zentralen Trinkwasserversorgung in Deutschland.
Ein weiterer Meilenstein war die Trinkwasser-Aufbereitungs-Verordnung (TAVO), die am 19. Dezember 1959 erlassen wurde. Die TAVO regelte, welche Stoffe bei der Aufbereitung verwendet werden dürfen und legte auch erstmalig Grenzwerte für deren Restmengen danach fest.
Das Bundesseuchengesetz – verabschiedet am 3. Mai 1961 und Vorläufer des heutigen Infektionsschutzgesetzes – schuf die Rechtgrundlage für die Regelung von Grenzwerten und andere Anforderungen an Rohwasser und Trinkwasser. Und ebnete so den Weg für die Trinkwasserverordnung.
1970er Jahre: Wirtschaftsboom und Umweltbewusstsein
Trotzdem dauerte es noch 15 Jahre, bis die erste Trinkwasserverordnung 1976 in Kraft trat. Die Verabschiedung der Trinkwasserverordnung fiel in eine Zeit, in der Umwelt- und Gesundheitsschutz zunehmend ins Bewusstsein der Öffentlichkeit traten.

Rinderweide an der Stever: In den 1970er Jahren wurde klar, wie sehr Industrialisierung und intensive Landwirtschaft die Gewässerqualität beeinträchtigten. Sie hinterließen deutliche Spuren: Phosphate, Cadmium und andere Schadstoffe belasteten die Gewässer.
Damals boomte die deutsche Wirtschaft. Und mit ihr die Einträge in den Wasserkreislauf. Phosphate, Cadmium, Ammoniak – die Liste der in Oberflächengewässern nachgewiesenen Schadstoffe wurde länger und länger. Die Industrialisierung und intensive Landwirtschaft hinterließen deutliche Spuren: Phosphate, Cadmium und andere Schadstoffe belasteten die Gewässer. Gleichzeitig verbesserten sich die Analysetechnologien, wodurch diese Verunreinigungen sichtbar wurden.
In der Folge wurde 1971 das erste deutsche Umweltprogramm initiiert. Zum ersten Mal fiel hier der Begriff Verursacherprinzip. Die Geburtsstunde des vorbeugenden Gewässerschutzes! 1974 wurde dann das Umweltbundesamt gegründet.
Herausforderungen und Ausblick
Seit 1975 wurde die Trinkwasserverordnung mehrfach überarbeitet (z.B. 1986 und 2011), zuletzt wurde sie 2023 novelliert. Die Grenzwerte wurden immer wieder gesenkt. Heute ist die Trinkwasserqualität in Deutschland besser als je zuvor.
Unsere Mission ist es, auch in Zukunft eine einwandfreie Trinkwasserqualität nach den Vorgaben der Trinkwasserverordnung liefern zu können. Das stellt alle Wasserversorger vor immense Herausforderungen:
- Anthropogene Stoffe: Moderne Analysetechnologien können immer mehr Stoffe in kleinsten Mengen nachweisen, wie z. B. PFAS. Viele dieser (anthropogenen) Einträge können bei der Aufbereitung im Wasserwerk nicht und nur mit sehr hohem Aufwand aus dem Rohwasser entfernt werden.
(Mehr Infos dazu auf unserer Themenseite über Spurenstoffe) - Klimaanpassung: Hitzewellen, Dürreperioden und Starkregen-Ereignisse stressen die Wasserressourcen und erschweren die Versorgungssicherheit.
Der beste Schutz ist der vorbeugende Gewässerschutz. Jeder Stoff, der nicht in den Wasserkreislauf gelangt, muss auch nicht mühsam entfernt werden. Hier sind Politik, Wirtschaft und Verbraucher*innen gleichermaßen gefragt.

Vorbeugender Gewässerschutz ist ein Muss: Dafür braucht es neben dem gesetzlichen Rahmen vor allem auch gesellschaftliches Bewusstsein!
Gut zu wissen: Verantwortung bis zum Wasserzähler
Wasserversorger stellen sicher, dass das Trinkwasser bis zum Hausanschluss den hohen Anforderungen der Trinkwasserverordnung entspricht. Ab dem Wasserzähler sind jedoch die Eigentümer der Häuser zuständig. Sie müssen sicherstellen, dass Leitungen und Hausinstallationen das Wasser nicht beeinträchtigen. Ein wichtiger Aspekt, den die Verordnung über Allgemeine Bedingungen für die Versorgung mit Wasser (kurz: AVBWasserV) – und damit euer Wasserliefervertrag – klar regelt.
Fazit: Die Trinkwasserverordnung ist ein zentraler Baustein für unsere Gesundheit und Lebensqualität. Seit 50 Jahren gibt sie uns die Sicherheit, dass das Trinkwasserwasser, das rund um die Uhr aus unseren Hähnen fließt, höchsten Standards entspricht. Diese Erfolgsgeschichte zeigt: Wasserschutz ist eine Gemeinschaftsaufgabe, die ständig weiterentwickelt werden muss – für heute, morgen und die kommenden Generationen.
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Titelbild: © AdobeStock #722708895 / von MdBaki / Generiert mit KI
Rinder an der Stever: © GELSENWASSER AG / Sascha Kreklau
Laborszene: © GELSENWASSER AG
Hände im Wasser: © AdobeStock #802592699 / von Ruslan Batiuk / Generiert mit KI