Nach fast 100 Jahren werden die beiden Stahlwalzen der Stevertalsperre erneuert. Ein aufwendiges Projekt fürs Team blau-grün mit Präzisionsarbeit.
Fast 100 Jahre lang regelten zwei gewaltige Stahlwalzen den Wasserstand an der Stevertalsperre in Haltern. Doch die Zeit hinterlässt Spuren – immer wieder wurden einzelne Teile saniert. Doch der Zahn der Zeit nagt an den beiden Kolossen. Deshalb müssen die beiden Walzen ausgetauscht werden!
Ein aufwendiges, langwieriges Projekt für unser Team blau-grün! Bereits im vergangenen Jahr hat unser Team damit begonnen. Nach intensiver Planungsphase wurden die erste der beiden Walzen dann im Dezember 2024 ausgetauscht. Die zweite wird voraussichtlich im dritten Quartal 2025 getauscht. Dazwischen ist noch jede Menge Arbeit nötig.

Hier wird die erste der beiden neuen Stahlwalzen per Schwertransporter angeliefert. Um die Walze vom Transporter auf das Wehr zu haben, war ein 450-Tonnen-Kran notwendig.
Millimeterarbeit am Kran
Im Dezember wurde die erste Walze ausgetauscht. Ein 450-Tonnen-Kran hob die neue Walze – 26 Tonnen schwer und 20 Meter lang – in das überarbeitete Wehrfeld. Dabei war höchste Präzision gefragt, damit die bereits fertig beschichtete Stahlkonstruktion unversehrt blieb.
Um den Walzenantrieb zu montieren, wurde die neue Walze zunächst auf einer temporären Abfangkonstruktion abgelegt und exakt ausgerichtet. Ein spektakuläres Schauspiel – auch für Passanten. Die Szene seht ihr im Video.
Bevor die neue Walze eingesetzt werden konnte, musste die alte entfernt werden. Da die beengten Platzverhältnisse einen vollständigen Ausbau verhinderten, wurde sie vor Ort in zwei Teile geschnitten. Dabei war höchste Präzision gefragt, um die bestehenden Strukturen nicht zu beschädigen. Damit die neue Walze als Ganzes eingebaut werden konnte, musste zudem das Antriebsgebäude auf dem Pfeiler zwischen den beiden Wehrfeldern zurück gebaut werden.

Beim Einsetzen der neuen Walze in das Wehr an der Stevertalsperre war höchste Präzision gefragt, damit die bereits fertig beschichtete Stahlkonstruktion unversehrt blieb.
Baustelle zieht weiter zum zweiten Wehrfeld
Derzeit erfolgen die letzten Montagearbeiten am ersten Wehrfeld. Nach der Inbetriebnahme zieht die Baustelle zum zweiten Wehrfeld um. Die zweite Walze wird bereits in der Werkstatt des Lieferanten gefertigt. Nach Abschluss des Korrosionsschutzes tritt sie ihre Reise von Bremen nach Haltern an. Ihr Einbau ist für das dritte Quartal 2025 geplant.
Mobiler Notverschluss errichtet
Für die Arbeiten musste das Wehrfeld trockengelegt werden. Dafür kam ein mobiler Notverschluss zum Einsatz. Der wurde von den Kollegen der Wassergewinnung innerhalb von zwei Tagen errichtet – ohne externe Unterstützung.
Ähnliche Systeme werden auch für den Hochwasserschutz großer Flüsse genutzt. So konnte der Wasserstand im Stausee nahezu konstant gehalten werden. Die Wasserabgabe in die Stever war weiterhin über das benachbarte Wehrfeld möglich.
Warum der Walzentausch?
Bei der turnusmäßigen Überprüfung der Talsperre Haltern 2021 zeigte sich, dass die fast 100 Jahre alten Wehrwalzen ihr technisches Lebensende erreicht hatten. Durch ihre genietete Konstruktion und die schwer zugänglichen Innenstrukturen wäre eine weitere Sanierung unwirtschaftlich gewesen. Ein kompletter Austausch war die einzige Lösung.
Über die Jahrzehnte wurden die Walzen immer wieder repariert und instandgehalten. Doch ihre innere Struktur aus Spanten und genieteten Fachwerkstrukturen ließ sich nur schwer vor Korrosion schützen – zuletzt wiesen sie erhebliche Schäden auf.

Die neuen Walzen bestehen aus modernen, langlebigen Materialien und entsprechen aktuellen technischen Standards. Sie sind robuster und ermöglichen eine präzisere Steuerung des Wasserabflusses.
3 Pluspunkte für den Komplettaustausch
- Die neuen Walzen bestehen aus modernen, langlebigen Materialien und entsprechen aktuellen technischen Standards. Sie sind robuster und ermöglichen eine präzisere Steuerung des Wasserabflusses.
- Das moderne Dichtungssystem reduziert die erheblichen Leckagen der alten Walzen deutlich. Dadurch kann die Wasserabgabe in die Unterstever präziser reguliert und der ökologische Zustand des Flusses langfristig verbessert werden.
- Das Walzenwehr zu modernisieren, ist Teil unseres langfristigen Investitionsprogramms. Es sichert die Trinkwasserversorgung und verbessert den Hochwasserschutz.
Die Geschichte des Walzenwehres
Die Wehranlage wurde Anfang der 1930er Jahre errichtet und ermöglicht seither die Aufstauung der Stever sowie die Bevorratung großer Mengen Rohwasser. Das Wasser wird für die Grundwasseranreicherung der Wassergewinnung unseres Wasserwerks Haltern genutzt.
Planung und Bau des Stahlwasserbaus – einschließlich der Walzen und der zugehörigen Antriebstechnik – erfolgten damals durch das MAN-Werk in Gustavsburg. Das Werk, das weltweit Maschinenhallen und Stahlbrücken fertigte, baute unter anderem auch die Müngstener Brücke, die höchste Eisenbahnbrücke Nordrhein-Westfalens.

Der Bau des Walzenwehrs an der Stevertalsperre 1929.
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