Wer Wasser schützen will, muss beim Abwasser damit anfangen!
Weltweit landen immer noch 80 Prozent der Abwässer ungefiltert wieder in der Umwelt. So gelangen viele unerwünschte Stoffe in den Wasserkreislauf. Der Weltwassertag 2017 macht am 22. März genau darauf aufmerksam.
Duschen, Wäschewaschen, Geschirrspülen: Wasser zu nutzen bedeutet unweigerlich auch Abwasser zu produzieren. Das geht Hand in Hand. Jeder macht es. Daher ist auch „jeder an einer unsichtbaren und möglichst nicht riechbaren Beseitigung des Abwassers interessiert“, weiß Experte Christoph Ontyd von Gelsenwasser. „Doch Abwasserreinigung ist in vielen Regionen der Welt längst kein Standard. So auch in Rio: Bei den Olympischen Spielen 2016 fanden beispielsweise die Segel- und Schwimmwettbewerbe in verschmutzten Gewässern statt.“ Aber nicht nur hier wird das Abwasser zum Problem: „Selbst in Europa gibt es noch erheblichen Nachholbedarf.“ Umso wichtiger ist es Abwasser nicht nur optimal zu filtern bevor es wieder in den Wasserkreislauf kommt, sondern auch die Menge zu reduzieren. So ist zu erklären, dass der Weltwassertag 2017 Abwasser in den Mittelpunkt stellt – und nicht nur Wasser.
Deutschland ist weltweit ein Vorreiter in Sachen Abwasser.
In Deutschland sind wir bereits weiter: Hierzulande gibt es gemeinsam mit Österreich, der Schweiz und den Niederlanden den höchsten Qualitätsstandard, wenn es um die Abwasserbeseitigung geht – und das weltweit. Abwasser wurde inzwischen auch als wertvolle Ressource erkannt: Denn es enthält viele Stoffe, die extrahiert und weiter verwendet werden können, wie zum Beispiel Phosphor. Trotzdem: Jeder von uns sollte schon zu Hause dazu beitragen unsere Gewässer und das Grundwasser zu schützen – indem man beim Abwasser anfängt. Der Weltwassertag ist eine gute Gelegenheit, sich dessen bewusst zu werden!
Deshalb fallen Abwassergebühren an
Doch was ist Abwasser genau? Ontyd erklärt: „Darunter versteht man die Gesamtheit aus Niederschlagswasser, wie Regen, Schnee oder Hagel, und Schmutzwasser. Hierunter fällt das Trinkwasser, das von Mensch oder Industrie im Alltag gebraucht und somit verschmutzt wird.“ In Deutschland ist dabei jede Kommune selbst dafür verantwortlich, dass in ihrem Stadtgebiet das Abwasser ordnungsgemäß gesammelt, abgeleitet und gereinigt wird.
„Müll gehört in die Tonne, nicht ins Klo!“
Um dies zu stemmen, fallen Abwassergebühren an, die jeder Bürger zahlen muss. Diese setzen sich aus zwei Posten zusammen: Schmutzwassergebühr und der Niederschlagswassergebühr. Dabei richtet sich die Schmutzwassergebühr nach der gebrauchten, also verschmutzten Trinkwassermenge. Die Niederschlagswassergebühr hingegen wird nach der versiegelten Fläche des an das Abwassernetz angeschlossenen jedes Grundstücks berechnet. „Dazu zählen alle Flächen, die die Versickerung des Wassers verhindern. Das kann das Dach einer Garage sein oder die geschlossenen Pflastersteine“, sagt der Gelsenwasser-Fachmann. Mit den eingenommenen Gebühren wird wiederum die Abwasserleitung finanziert, also das umfangreiche öffentliche Abwassernetz. Aber auch die Kosten für die Abwasserbehandlung, sprich die Kläranlagen, können sie decken.
Toilette wird oft als Mülltonne missbraucht
Leider wird die Abwasserleitung häufig „missbraucht“, zum Beispiel um Müll loszuwerden. Speisereste, Medikamente, Chemikalien oder Hygieneartikel – immer wieder werden solche Dinge in die Toilette geschmissen. Hinuntergespült sind sie schnell. Die Folgen sind allerdings langfristig und teuer! Das Abwasser wird verschmutzt, die Kanalisation verklebt. „Müll gehört in die Tonne, nicht ins Klo“, unterstreicht Ontyd. „Weggespülte Speisereste erfreuen Ratten im Kanalsystem, sonst niemanden. Medikamentenreste gehören in den Hausmüll, Chemikalien zu den Sondermüll-Annahmestellen.“ Denn gerade Stoffe aus den alten Medikamenten und Chemikalien gelangen so in den Wasserkreislauf und belasten die Gewässer: „Viele von ihnen können nämlich nicht in Kläranlagen zurückgehalten werden“, stellt Christoph Ontyd klar.
Feuchttücher verursachen die „Pumpenpest“
In letzter Zeit sorgten neben Medikamenten vor allem Feuchttücher in diesem Zusammenhang für Schlagzeilen. Denn anders als Toilettenpapier zersetzen sie sich nicht. „Pumpen und Siebe verstopfen, hohe Betriebskosten sind die Konsequenz. Das schlägt dann auf die Gebühren durch“, erklärt der Experte. Kläranlagen-Betreiber sprechen schon von einer „Pumpenpest“. „Von daher rate ich, von Anfang an die Gewässer rein zu halten und sehr bewusst mit allen diesen Dingen umzugehen. So kann jeder zu Hause Verschmutzungen vermeiden, um unser Abwasser möglichst wenig zu belasten.“ Heißt: Auf Feuchttücher verzichten und Kosmetiktücher nicht in die Toilette schmeißen! Die Kollegen der Stadtentwässerung Dresden haben deswegen extra die Kampagne ‚Kein Müll ins Klo“ gestartet.
Haus – Kanal – Kläranlage: der lange Weg des Abwassers
Bis das Abwasser wieder so sauber ist, dass es in den natürlichen Wasserkreislauf zurück kann, legt es einen langen Weg zurück. „Auf dem Grundstück wird das häusliche Abwasser sowie das Regenwasser aus den Dachrinnen gesammelt und über Anschlussschächte in das städtische System übergeleitet. Von dort fließt das Wasser dann über Sammelleitungen zur Kläranlage“, erzählt Christoph Ontyd. „Dort wird das Wasser in mehreren biologischen Reinigungsstufen soweit gereinigt, dass es in die Gewässer abgeleitet werden kann.“
„Ein gepflegtes Kanalnetz ist das A & O.“
Deshalb steht und fällt die Qualität der Abwasserversorgung mit dem Kanalnetz. „Ein intaktes Gesamtsystem aus gutem Kanalnetz und guter Kläranlage ist ein Garant für gute Gewässerqualität“, betont Ontyd. Die Instandhaltung des Kanalnetzes ist dabei das A und O: Reinigung, Inspektion und Instandsetzung – das sind die drei Pfeiler, auf die ein gutes Kanalnetz aufbaut. Die Herausforderung: Dies alles bei möglichst niedrigen Kosten zu stemmen. Über 60 Kläranlagen zählen zur Gelsenwasser-Gruppe. Sie sind im ganzen Beteiligungsnetz verteilt. Der Ausbau des Abwasser-Netzwerkes ist eine Herausforderung und erfordert viel fachmännisches Knowhow von Christoph Ontyd und seinen Fachkollegen. Sie setzen alles daran, das Tag für Tag erneut unter Beweis zu stellen.
Links
Worldwaterday
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Autorin: Carolin Kampschulte
Fotos: GELSENWASSER
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Super Beitrag in diesem Blog. Wie gut zu wissen, dass das Abwasser in Deutschland und Niederlande zum bestes Europas gehört. Mir würde interessieren, ob die Selbstüberwachungsverordnung hier mithilft! Immerhin saubers Wasser ist eine Luxus. Es gibt Länder wo man nur Wasser aus Flaschen trinken soll.
Hallo Uwe,
danke für das Lob!
Viele Grüße
Mareike
Ich finde es auch sehr wichtig, dass Müll nicht in die Toilette gehört. Wir überlegen, in einem Mehrfamilienhaus in Straubing eine Anlage einzubauen, die Abwässer teilweise direkt wieder nutzbar macht. Z.B. das Duschwasser für die Toilettenspülung. Schlimm, das weltweit noch 80 % des Abwassers ungefiltert abfließt.
Das ist genau das, was ich zu zum Thema Kleinkläranlagen gesucht habe. Ich werde es mit meinem Bruder besprechen, der auch viel über dieses Thema weiß. Mal sehen, ob er mir noch mehr Tipps geben kann!
Sehr toller Artikel zum Thema ab Abwasser! Meine Mutter wert oft Speisereste in Toilette weg. Ich habe Ihr hundertmal gesagt, dass es nur die zusätzliche Belastung für Tropfkörper- und Kläranlagen macht, hat sie mir aber nicht vertraut. Ich werde Ihr diese Artikel unbedingt zeigen!
Der Beitrag zum Thema Abwasser ist sehr hilfreich. Ich wollte besser informiert sein, denn ich weiß sehr wenig darüber. Nachdem ich diesen Artikel gelesen habe, weiß ich genug über dieses Thema.
Vielen Dank für den informativen Beitrag zum Abwasser und seine Auswirkung auf die Umwelt. Ich bin seit Kurzem darum bemüht, umweltbewusster und -freundlicher zu handeln, weshalb ich mich im Internet über alles Diesbezügliche schlau machen möchte. Ich muss leider gestehen, dass ich erst jetzt erfahre, wie umweltschädlich feuchtes Toilettenpapier ist. Das wird ab heute auch abgesetzt!