Überall auf der Welt haben Forscher Mikroplastik im Wasser nachgewiesen: in Seen, Flüssen, Meeren, in Flaschenwasser und auch im Trinkwasser. Laut WHO schadet Mikroplastik im Leitungswasser NICHT der Gesundheit.
Mikroplastik ist überall in unserer Umgebung. Es gelangt auf vielen Wegen in die Umwelt und darüber auch in den natürlichen Wasserkreislauf:
- durch Produkte wie Kosmetika und Textilien über das Abwasser
- durch Plastikmüll in Gewässern und Ozeanen
- durch Einträge von Industrie und Gewerbe in Gewässer
- durch die Luft
- …
Klar ist, dass Mikroplastik durch den Menschen in die Umwelt gelangt. Wir können es nur auf eine Weise reduzieren bzw. vermeiden: Indem wir deutlich weniger Plastik produzieren und benutzen.
Mikroplastik ist eine Sammelbezeichnung für Partikel aus verschiedensten Kunststoffmaterialien, die kleiner als 5 mm sind.
In Deutschland wurde bisher wenig Mikroplastik im Leitungswasser gefunden
In Deutschland wurde Mikroplastik nur in äußerst geringen Mengen im Trinkwasser nachgewiesen. Mehr wurde in Wasser aus Mehrwegflaschen (Plastik und Glas) gefunden, was mit dem Wiederverwenden (Reinigung, Wiederauffüllen…) zusammenhängen könnte.
Nach einer WWF-Studie* nehmen wir pro Woche etwa 5 Gramm Mikroplastik (etwa 2000 Teilchen) auf – so viel wie eine Kreditkarte wiegt. Haut und Schleimhäute schützen uns davor, kleine Partikel wie Sandkörner – oder Mikroplastik – aufzunehmen. Das meiste atmen wir ein. Zudem nehmen wir die kleinen Plastikpartikel über die Nahrung auf. Wie viel Mikroplastik tatsächlich in unseren Körper gelangt, ist stark von lokalen und individuellen Faktoren (Wohnort, Ess- und Trinkverhalten…) abhängig.
Weil Mikroplastik inzwischen überall ist, ist es uns unmöglich, kein Mikroplastik aufzunehmen. Deswegen ist auch die Analytik so kompliziert: Es gibt keine „Umgebung“ ohne Plastik.
In Deutschland wird das Trinkwasser zu 61 Prozent aus Grundwasser (5,4 Milliarden Kubikmeter) und zu 32 Prozent aus Oberflächenwasser (1,7 Mrd. m3) gewonnen.** Seen, Talsperren und Flüsse enthalten erwiesenermaßen Mikroplastik, doch die Partikel werden bei Aufbereitung im Wasserwerk weitgehend herausgefiltert. Erwiesen ist, dass nur sehr, sehr kleine Mengen ins Trinkwasser gelangen.
Eine Untersuchung ergab 2018, dass die Konzentration von Mikroplastikpartikeln im Trinkwasser unseres Wasserwerks Haltern „im Bereich der analytischen Blindwerte“ liegt. Das heißt: Die Konzentration ging gegen null.
→ Fazit: Es besteht KEINE Gefahr durch Mikroplastik im Leitungswasser.
Es gibt zu wenig Studien zum Thema Mikroplastik im Trinkwasser
Experten gehen davon aus, dass Teilchen größer als 150 Mikrometer vom Körper wieder ausgeschieden werden. Ob das auch für viel kleinere Partikel wie Mikroplastik gilt, ist nicht ausreichend erforscht. Unklar ist auch, welche gesundheitlichen Folgen Ansammlungen von Mikroplastik im Körper hätten.
→ Laut WHO schadet Mikroplastik im Leitungswasser – nach derzeitigem Stand – nicht der Gesundheit.
Es gibt zwei Arten von Mikroplastik
- Primäres Mikroplastik: kleinste Kunststoffpartikel, die so aus der Produktion kommen, zum Beispiel für Kosmetikprodukte wie Zahnpaste und Peelings.
- Sekundäres Mikroplastik: kleinste Kunststoffpartikel, die aus größeren Teilen stammen, zum Beispiel Plastiktüten, die sich im Meer zersetzen oder Fasern aus Fleecejacken, die bei der Wäsche entstehen.
Mikroplastik im Abwasser ist das größere Problem
Wir duschen und nutzen ein Produkt mit Mikroplastik, zum Beispiel ein Duschgel oder Peeling. Die Plastikteilchen gelangen mit dem Abwasser in die Kläranlage. Die können die Mikropartikel nicht vollständig herausfiltern, trotz mehrerer Reinigungsstufen. So gelangt das Mikroplastik in den weiteren Wasserkreislauf. Laut einer vom NABU in Auftrag gegebenen Studie gelangen hierzulande jährlich 977 Tonnen Mikroplastik und 46.900 Tonnen gelöste Polymere nur aus Kosmetikprodukten sowie Wasch-, Putz- und Reinigungsmitteln ins Abwasser.***
Reinigungsstufen speziell für Mikroplastik gibt es bisher in Kläranlagen nicht. Würden die irgendwann notwendig, entständen immense Kosten bei der öffentlichen Abwasserentsorgung.
Im Sinne des Vorsorgeprinzips ist es am besten, primäres Mikroplastik gelangt gar nicht erst ins Abwasser. Auf Produkte mit Mikroplastik zu verzichten, schont Umwelt und mittelfristig auch Geldbörse von uns allen.
Laut WHO-Studie gibt es für den Menschen drei Gefahrenquellen durch Mikroplastik im Wasser:
- die Plastikteilchen an sich, wenn sie sich im Körper ansammeln
- die chemischen Stoffe (z.B. Additive wie BPA), die von den Teilchen abgegeben werden oder die sie absorbieren
- die Biofilme, die sich auf den Teilchen ansiedeln können
LINKS
Hintergrundinformationen von Gelsenwasser
Spiegel Online
WHO-Studie
DATEN & ZAHLEN
*Datenquelle: WWF – Studie
**Datenquelle: BDEW
***Datenquelle: NABU
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Vielen Dank für den Beitrag zum Thema Mikroplastik im Leitungswasser. Mein Onkel nutzt eine Tropfkörperanlage zur Abwasseraufbereitung auf seinem Grundstück. Gut zu wissen, dass das Trinkwasser zu 61 Prozent aus Grundwasser gewonnen wird.
Wir lassen uns demnächst auch eine neue Kläranlage einbauen, da die alte einfach nicht mehr den Vorgaben entspricht. Ich wusste allerdings nicht, dass Mikroplastik so ein Problem sein kann. Gut zu wissen, dass es bisher noch keine Reinigungsstufen in Kläranlagen speziell für Mikroplastik gibt.
Ich informiere mich momentan über die Qualität des Grundwassers, also auch dem Grundwassermonitoring. Interessant, dass in Deutschland bis jetzt nur wenig Mikroplastik in Leitungswasser gefunden wurde. Dennoch werde ich mich noch genauer hierzu informieren.