In Folge 40 unseres Politik-Podcasts GLASKLAR spricht Markus Becker, Diplom-Ingenieur und Infrastrukturexperte, als Betroffener über die Folgen der Jahrhundertflut und den Wiederaufbau des Ahrtals.
Vom Starkregen zur Katastrophe
Zu Beginn des Gesprächs schildert Markus Becker, wie er die Tage vor der Flutnacht in Erinnerung hat. Er berichtet, dass Starkregen angekündigt war, deren Regenmenge ihn und seinen Bekanntenkreis bereits Schlimmes erahnen ließen. Wie Markus Becker die eigentliche Flutnacht in Erinnerung hat und wie die Zeit danach für ihn, seine Familie, Freunde und Bekannte war, erzählt er im weiteren Verlauf.
„Wir sind zu komplex, zu kompliziert und haben einen zu hohen Perfektionsanspruch. Schieben Verantwortung hin und her und kriegen dann nicht die Leute aus Gefahrensituationen gebracht.“
Gescheitertes Krisenmanagement und wie es besser gelingen kann
Das staatliche Krisen- und Sicherheitsmanagement hat im Ahrtal nicht nur in der Flutnacht, sondern auch die Tage danach versagt. Für Markus Becker steht fest, dass es im Fall einer Katastrophe ein lokales Netzwerk an Personen braucht, die sich gegenseitig vertrauen und eine gewisse Expertise mitbringen. An diese Personen könnten sich dann wiederum Sicherheitskräfte und Externe bei Fragen oder Problemen wenden. Daneben teilt Becker mit uns, wie er dies als Mitglied des Krisenstabs in seiner Region damals angewendet hat und auf welche Herausforderungen er dabei gestoßen ist.
„Wir leben in einer Welt von Provisorien und meine große Sorge ist im Moment, dass die Leute denken, sobald sie wieder Wasser haben, dass das Thema für sie abgehakt ist. Aber das sind alles hochgradig teure und sehr instabile Provisorien, die sowohl im Wasser- als auch im Abwasserbereich eingesetzt werden.“
Politische Lehren und die Zukunft des Ahrtals
Außerdem zieht Becker für sich drei zentrale Lehren aus der Jahrhundertflut im vergangenen Jahr. Diese sollten seiner Meinung nach zukünftig von der Politik beachtet und umgesetzt werden. Um welche Lehren es sich dabei handelt, erklärt er im Gespräch. Ebenso verrät er uns, wie es für das Ahrtal und seine Bewohner in Zukunft weitergeht.
Markus Becker aus Bad Neuenahr-Ahrweiler.
Zur Person
Markus Becker ist Diplom-Ingenieur und seit 2007 Geschäftsführer des Familienunternehmens in zweiter Generation, der „Berthold Becker – Büro für Ingenieur- und Tiefbau GmbH“ in Bad Neuenahr-Ahrweiler. Daneben ist Becker Infrastrukturexperte und berät über seine Heimatregion hinaus überregionale Kommunen bei der Planung und Durchführung zukunftsfähiger Infrastruktur. Im Juli dieses Jahres war er zudem als Experte im Ausschuss des Bundestages für Wohnen, Stadtentwicklung, Bauwesen und Kommunen geladen, wo er über die Lehren aus der Flutkatastrophe und notwendige Verbesserungen gesprochen hat.
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Anhörung von Experten zum Wiederaufbau im Ahrtal im Bundestagsausschuss
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© Berthold Becker – Büro für Ingenieur- und Tiefbau GmbH
Zeitmarken zur Orientierung
02:40: Markus Becker stellt sich vor
08:50: Wahrnehmung der Ereignisse im Ahrtal am 14. Juli 2021
18:40: Gescheitertes Krisenmanagement und Lösungsfindung
30:10: Allgemeine Schritte des Krisenmanagements
38:00: Leben mit Provisorien
40:30: Politische Lehren für die Zukunft
49:40: Wie geht es im Ahrtal weiter?
54:40: Was möchte Markus Becker noch dieses Jahr für sich geklärt haben?
Hallo Herr Becker,
Ihr Beitrag hat mich sehr bewegt.
Die Darstellung ist authentisch und menschlich vorgetragen., es werden die Menschen und das Leid bei dir in den Vordergrund gestellt und dann die technischen Lösungen.
Hätten das Ahrtal mehr Markus Becker-wären die Bewohner zufriedener.
– Chapeau Markus, weiter so-
Es ist für mich eine große Berechtigung, dich kennen gelernt zu haben und mit dir arbeiten zu können.
Wir brauchen mehr dieser menschlichen Ingenieure mit großen Einsatz und Freude an der Arbeit.
Beste Grüße
Thomas Platten