Nach einer Brandkatastrophe in der Altstadt 1890 schlossen die Stadt Recklinghausen und Gelsenwasser einen Wasserversorgungsvertrag. Heute kümmern wir uns dort um 440 Kilometer Wasserleitungen. Das Trinkwasser kommt aus unserem Wasserwerk Haltern.

Altstadt-Brand von 1890 beschleunigte die Vertragsverhandlungen

Seit 130 Jahren versorgen wir die Menschen in Recklinghausen mit Trinkwasser. Am 5. Mai 1891 schlossen die Stadt Recklinghausen und die GELSENWASSER AG, damals noch als „Wasserwerk für das nördliche westfälische Kohlenrevier“, einen Wasserversorgungsvertrag.

Wochenblatt-Hinweis auf den Vertragsabschluss zwischen Recklinghausen und Gelsenwasser, am 6. Mai 1891.

Wochenblatt-Hinweis auf den Vertragsabschluss zwischen Recklinghausen und Gelsenwasser, am 6. Mai 1891.

Ausgerechnet ein Brandunglück war der Anlass für die Vertragsverhandlungen. Bei der Palmkirmes 1890 war entlang der Wall-, Stein- und Klosterstraße die halbe Altstadt niedergebrannt. Im Paulsörter wurden 20 Häuser und der Turm der Petrinum-Gymnasialkirche in Schutt und Asche gelegt. Zwar war bereits 1878 die Freiwillige Feuerwehr (Löschzug Altstadt) gegründet worden, doch ohne Infrastruktur war nicht genug Löschwasser verfügbar, dass schnell zum Brandherd geleitet werden konnte.
Die Brandkatastrophe und die Angst vor weiteren großen Feuern beschleunigte die Vertragsverhandlungen. Der Vertrag regelte den Feuerlöschbedarf und den Aufbau einer zentralen Wasserversorgung, zunächst für die nächsten 30 Jahre.

Schon im Jahr nach der Vertragsunterzeichnung wurden die erste 42 km Wasserleitungen verlegt. 1893 bildete die Feuerwehr eine „Hydrantenmannschaft“ – und konnte bei Bränden deutlich schneller und effektiver löschen.

Die ersten Wasserleitungen wurden in der Altstadt in der Kunibertistraße, Heilig-Geist-Straße, und der Steinstraße verlegt. Die größte Leitung hatten einen Durchmesser von 30 cm, die meisten hatten 8 bis 10 cm im Durchmesser. Die Hausanschlüsse waren 2 cm im Durchmesser. Als erstes wurden die neu gebauten Zechensiedlungen an die öffentliche Trinkwasserversorgung angeschlossen; nach und nachfolgten die Häuser im Stadtgebiet.

Gesonderte Verträge gab es für die Industriewasserversorgung. Bis 1900 waren alle größeren Schachtanlagen in Recklinghausen an die öffentliche Wasserversorgung angeschlossen.

Gut zu wissen

Früher waren die Städte sehr eng bebaut und die Fachwerkhäuser hatten Strohdächer. Offene Feuer führten nicht selten zu Stadtbränden. So wurden bei Bränden 1247, 1469, 1500, 1522, 1606, 1646 und 1686 große Teile der Stadt Recklinghausen zerstört. Im Brandfall wurden Löschketten gebildet, das Löschwasser musste vom Brunnen eimerweise von Hand zu Hand weitergereicht werden.

Das Wasser kam erst von der Ruhr, später aus dem Wasserwerk Haltern

Das Wasser für Recklinghausen kam zunächst aus dem Wasserwerk Witten, das 1886 von Friedrich Grillo zur Versorgung der Zeche „Erin“ und der Castroper Bürger errichtet worden war. Damit immer genug Wasser verfügbar war, wurde 1904 der Wasserturm auf dem Recklinghäuser Quellberg errichtet. Ein Wasserspeicher mit 4.000 m³ auf 115 m Höhe. Er wurde nach einigen Jahrzehnten außer Betrieb genommen, verkauft und wird seitdem anderweitig genutzt.

Recklinghausen entwickelte sich damals rasant. Gleichzeitig kam es zu Problemen mit der Wassergewinnung an der Ruhr. Einerseits reichten die aus der Ruhr entnommenen Wassermengen nicht mehr, um den Wasserdurst des wachsenden Ruhrgebiets zu stillen. Zum anderen litt die Wasserqualität unter den Einträgen der Industrie.

Deshalb kommt das Trinkwasser seit 1908 aus unserem Wasserwerk in Haltern am See. Dafür legte Gelsenwasser damals extra eine 15 km lange Leitung mit bis zu 80 cm Durchmesser.
Parallel wurde 1908 ein Wasserhochbehälter an der Westerholter Straße gebaut. 1935 wurde direkt daneben ein zweiter Wasserturm gebaut. Die blau-grünen Türme sind bis heute in Betrieb und berühmte Landmarken der Region.

Betriebsdirektion Recklinghausen: Material wurde mit dem Handwagen und dem Fahrrad transportiert

130 Jahre Wasserversorgung von Gelsenwasser in Recklinghausen

Die erste Gelsenwasser-Betriebsstelle ab Bruchweg ca. 1900.

Ab 1900 befand sich die Betriebsstelle am Bruchweg. Von dort aus baute doe Belegschaft die Wasser-Infrastruktur in Recklinghausen auf und weiter aus.Den Aufbau des Leitungsnetzes in Recklinghausen übernahm zunächst unsere Castroper Betriebsstelle. Doch die stieß schnell an ihre Grenzen. Deshalb wurde bereits 1898 eine eigene Betriebsstelle in Recklinghausen aufgebaut. 1900 zog das Team in ein neues Haus am Bruchweg. Nur acht Jahre später wurden aus der Betriebsstelle eine Betriebsverwaltung mit 24 Mann Belegschaft.
Sie mussten die Hausanschlüsse mit Handwagen transportieren. In den Anfangsjahren standen noch keine Betriebsfahrzeuge zur Verfügung. Erst 1928 erhielten die Recklinghäuser Wasserwerker einen LKW! Bis dahin war das Fahrrad das schnellste Transportmittel.

1954 zog die Betriebsdirektion an die Herner Straße / Am Wasserwerk. Dort ist sie bis heute. 90 Kollegen kümmern sich um die ca. 440 km Wasserleitungen im Stadtgebiet. Sie übernehmen die kontinuierliche Instandhaltung und Optimierung der Wasser-Infrastruktur und stellen darüber hinaus die Wasserversorgung in Herten, Haltern am See, Marl, Oer-Erkenschwick, Datteln und Waltrop sicher.

Der Wasserabsatz der Stadt Recklinghausen liegt bei rund 6,5 Mio. m³ pro Jahr.

130 Jahre Wasserversorgung in Recklighausen mit Gelsenwasser

Unsere Betriebsdirektion Recklighausen an der Herner Straße / Am Wasserwerk nach einer Sanierung 1989.


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